Der Funktionär hatte sich zuvor zahlreiche Absagen eingehandelt; dann sollte es ein Geldgeber sein, "auf den sich die Presse stürzt und den der DFB ablehnt".
Die Empörung war groß: Der Deutsche Fußball-Bund unter dem damaligen Boss Hermann Neuberger verhängte eine Geldstrafe in Höhe von 100.000 Mark und drohte mit Punktabzug. Deshalb verdeckten die Homburger den Schriftzug erst mal mit schwarzen Balken. Bei dem Rechtsstreit entschied schließlich das Landgericht Frankfurt am Main über den - so die Medien spöttisch - "Gummi-Paragrafen". Die Billy-Boy-Werbung verstoße weder gegen Sitte noch Moral. "Das war unbezahlbare Reklame", meinte Ommer später noch triumphierend. Wie konservativ der Verband reagiert hatte, zeigte auch die Tatsache, dass Aids in der Gesellschaft damals ein großes Thema war.
Das legendäre Trikot mit der Billy-Boy-Werbung hängt heute im deutschen Fußball-Museum in Dortmund. Genau dort kam dem Verein aus der saarländischen 44.000-Einwohner-Kreisstadt die Idee, die Kondomwerbung wieder aufzuleben lassen - bei der Auslosung zur zweiten Pokalrunde. Wenn man heute Fußballfans nach dem FC Homburg frage, so Schatzmeister Hans-Joachim Burgardt, dann komme oft die Antwort: "Waren das nicht die mit den Kondomen?"
Für Homburgs aktuellen Trainer Danny Schwarz, dessen Team in der ersten Runde Erstligist SV Darmstadt 98 aus dem Wettbewerb warf, ist es "mit ein wenig Augenzwinkern eine rundum gelungene Aktion" und "eine schöne Hommage an die Vergangenheit". Der frühere Bundesliga-Profi sagte in einem Interview auf "dfb.de": "Ich denke, es trifft den heutigen Zeitgeist. 1988 war ich noch zu jung, hatte es nicht hautnah mitbekommen. Klar ist, dass damals Trikotwerbung für einen Kondomhersteller ein Skandal war. Das zeigt doch, wie sehr sich die Welt verändert hat."
Die öffentliche Aufmerksamkeit half der damaligen Homburger Mannschaft um Spieler wie Jimmy Hartwig, Tom Dooley, Walter Kelsch, Thomas Stickroth, Horst Ehrmantraut und Werner Vollack sportlich nicht entscheidend weiter: Der FCH stiegt als Tabellenvorletzter ab, obwohl er 1987/88 in Slobodan Cendic, Gerd Schwickert und Uwe Klimaschefski gleich drei Trainer verschliss.
Dem unmittelbaren Wiederaufstieg folgte dann der erneute Absturz 1990, seitdem war der Club nicht mehr im Oberhaus gesehen. Dabei können die Homburger in ihrer Historie nicht nur auf ihre berühmte Billy-Boy-Werbung verweisen, sondern auch auf zwei Spieler, die für andere Clubs Weltmeister waren beziehungsweise wurden: Werner Kohlmeyer (1954/1. FC Kaiserslautern) und Miroslav Klose (2014/Lazio Rom).