Bartsch sagte zugleich: "Es ist keine Spaltung, es ist eine marginale Abspaltung von Abgeordneten meist im Spätherbst ihrer Karriere." Er warf den Abtrünnigen vor, sie hätten nicht das "Rückgrat" gehabt, auf Parteitagen für Mehrheiten zu kämpfen. Bartsch betonte mit Blick auf den Verlust des Fraktionsstatus: "Lieber einig mit 28 Abgeordneten als zerstritten mit 38." Zu der von den verbliebenen Linken-Abgeordneten nun angestrebten parlamentarischen Gruppe sagte er: "Eine Gruppe zu werden ist kein Selbstläufer, das entscheiden andere." Eine Gruppe muss vom Bundestag als solche anerkannt werden; die Linke ist somit auf die Zustimmung der anderen Fraktionen angewiesen.
Wagenknecht und ihre Unterstützerinnen und Unterstützer waren im Oktober aus der Linken ausgetreten, um eine Konkurrenzpartei zu gründen. Wegen der Spaltung muss sich die Bundestagsfraktion zum 6. Dezember auflösen. Bartsch forderte seine Genossen auf, sich nun aufzurappeln. "Wir kämpfen weiter", sagte er. "Wir wollen ein politisches Comeback der Linken." Die Delegierten auf dem Parteitag wollten am Samstag auch noch über einen Antrag debattieren, in dem die zehn ausgetretenen Abgeordneten zur Abgabe ihrer Bundestagsmandate aufgefordert werden.
Ebenso wie zuvor die Parteivorsitzenden Janine Wissler und Martin Schirdewan rief auch Bartsch die Linke zu einem Neuanfang auf. Die Botschaft des Augsburger Parteitags müsse "ganz klar sein, es ist endgültig Schluss mit der lähmenden Selbstbeschäftigung". Niemand könne mehr die Verantwortung auf andere abschieben: "Die Zeit der Ausreden ist vorbei."
Die Linke müsse sich mit Blick auf die vergangenen Landtagswahlen eingestehen, dass sie "nicht im Aufwind ist", so Bartsch. Ein solcher werde erzeugt durch "Passgenauigkeit zwischen dem programmatischen Angebot und den Erwartungen der ganz normalen Menschen in diesem Land."
Er sehe nicht, dass die Ampel-Koalition "nochmal die Kurve kriegt", sagte der langjährige Fraktionsvorsitzende und fügte hinzu: "Wir haben in Deutschland ein Armuts-, ein Lohn- und ein Rentenproblem." Gebraucht würden höhere Steuern und Abgaben für Multimillionäre und Milliardäre. Die SPD sei "keine linke Partei" mehr. Es würden Milliarden für Waffen ausgegeben, anstatt mehr Geld etwa in eine Kindergrundsicherung zu investieren.