Die 76-jährige Hasina, schon jetzt die am längsten amtierende Regierungschefin des Landes, steht damit vor einer vierten Amtszeit in Folge und der fünften insgesamt. Ihr Sieg galt schon im Vorfeld als sicher, weil die größte Oppositionspartei, die BNP der früheren Regierungschefin Khaleda Zia, zum Boykott der Wahl aufgerufen hatte. Im Wahlkampf wurden die Spannungen zwischen den politischen Lagern wieder offensichtlich. In den Monaten vor der Wahl waren bei verschiedenen Zwischenfällen mindestens 15 Menschen getötet worden. Die Behörden meldeten seit Freitagabend mindestens 18 Brandanschläge, zehn davon auf Wahllokale.
Bei einem Brandanschlag auf einen Zug gab es vier Tote. Im Zusammenhang damit wurden sieben BNP-Mitglieder festgenommen. Die Partei bestritt jegliche Beteiligung. Der Wahltag selbst verlief vergleichsweise friedlich. Ein Unterstützer der Awami-Liga wurde jedoch nahe Dhaka erstochen. Weitere Details nannte die Polizei zunächst nicht.
In 299 Wahlkreisen waren rund 119 Millionen Stimmberechtigte aufgerufen, in einem der mehr als 42.000 Wahllokale ihre Stimmen abzugeben. Die Wahlbeteiligung habe bei rund 40 Prozent gelegen, sagte der Vorsitzende der Wahlkommission, Kazi Habibul Awal, nach der Schließung der Wahllokale. Etwa 700.000 Sicherheitsleute schützten die Wahl. Mehr als 120 ausländische Beobachter verfolgten nach Angaben der Wahlkommission die Abstimmung.
Die BNP und andere Oppositionsparteien hatten der Regierung vorgeworfen, keine faire Wahl zu ermöglichen. Sie warnen, Hasina könne Bangladesch in einen Einparteienstaat verwandeln. Die Regierung bringe Kritiker zum Schweigen, beschneide die Pressefreiheit und dränge die Zivilgesellschaft zurück.
Zia, die langjährige Rivalin Hasinas und selbst früher Regierungschefin, steht wegen Korruptionsvorwürfen unter Hausarrest. Ihrer BNP zufolge wurden mehr als 20.000 Anhänger der Opposition in den vergangenen Monaten festgenommen. Die Regierung weist diese Zahlen zurück. Sie argumentiert, dass 27 Parteien und 404 unabhängige Kandidaten anträten. Analysten verweisen jedoch darauf, dass auch zahlreiche offiziell unabhängige Kandidaten aus der Awami-Liga kommen und nur kleine Oppositionsparteien kandidieren.
Hasina gab am Morgen mit ihrer Tochter in der Hauptstadt Dhaka ihre Stimme ab und versicherte: „Ich tue mein Bestes, um sicherzustellen, dass die Demokratie in diesem Land erhalten bleibt. Ohne Demokratie kann es keine Entwicklung geben.“ Für sie sei wichtig, dass die Menschen die Wahl akzeptierten.
Der 76-Jährigen wird zugutegehalten, dass sie die Textilbranche des Landes zu einer der wettbewerbsfähigsten der Welt gemacht hat. Nach Ansicht ihrer Anhänger hat Hasina zudem Militärputsche abgewehrt und die Bedrohung durch militante Islamisten neutralisiert.
Kritiker sehen die Glaubwürdigkeit der Wahl gefährdet, weil die Regierung praktisch keine ernsthafte Konkurrenz hat. Menschenrechtsgruppen kritisierten, die Abstimmung folge einem beunruhigenden Muster. Schon bei den beiden Wahlen zuvor habe es Vorwürfe der Wahlmanipulation und Boykottaufrufe der Opposition gegeben.