Der tropische Sturm Ernesto hat sich am Sonntag erneut zu einem Hurrikan entwickelt und bedroht nun die nordamerikanische Atlantikküste. Mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 120 km/h, die gerade noch der Kategorie 1 entsprechen, zieht Ernesto weiter nordöstlich in den Atlantik. Während sein Zentrum sich von Bermuda entfernt, verursacht der Sturm gefährliche Wellen und lebensbedrohliche Brandungsrückströmungen entlang der US-Ostküste und der kanadischen Atlantikküste.
Das National Hurricane Center (NHC) in Miami warnt vor einer weiteren Verstärkung des Hurrikans, bevor dieser voraussichtlich am Dienstag schwächer wird und sich zu einem posttropischen Wirbelsturm entwickelt. Doch bereits jetzt hat Ernesto zahlreiche Rettungseinsätze ausgelöst und mindestens einen Todesfall verursacht. An der Küste New Jerseys wurde ein Fischer von der Mole gespült und schwer verletzt. In North Carolina ertrank ein Mann in einer Brandungsrückströmung, und auf Hilton Head Island in South Carolina starben zwei weitere Menschen bei ähnlichen Vorfällen.
Meteorologen warnen eindringlich vor den gefährlichen Strömungen, die auch erfahrene Schwimmer in Lebensgefahr bringen können. "Heute wird es draußen im Wasser wirklich gefährlich", erklärte Meteorologe Mike Lee aus New Jersey. Besonders in Regionen wie Florida, Boston und Maine wurden Hochwasserwarnungen ausgegeben, da die durch Ernesto verursachten Wellen an Intensität zunehmen.
Neben den Gefahren im Wasser hat Ernesto auch an Land für Chaos gesorgt. Schwere Regenfälle in Connecticut führten zu Überschwemmungen, die Straßen unpassierbar machten und mehrere Rettungsaktionen notwendig machten. In einigen Regionen mussten sogar Häuser evakuiert werden, nachdem Erdrutsche die Stabilität gefährdeten.
Auf den Outer Banks von North Carolina stürzte ein unbewohntes Strandhaus ins Meer, als die Wellen am Freitagabend die Küste erodierten. In East Hampton Village auf Long Island wurden die Strände für Schwimmer gesperrt, da das Wasser bei Flut bis an die Dünen reichte. "Es ist ein beeindruckender Anblick, wenn das Wasser fast bis zum Parkplatz reicht", sagte Bürgermeister Jerry Larsen. Auch das jährliche Feuerwerk, das normalerweise Tausende Besucher anzieht, musste abgesagt werden.
Ernesto hatte bereits Anfang der Woche in Puerto Rico für erhebliche Schäden gesorgt. Mehr als 600.000 Haushalte waren ohne Strom, und auch auf Bermuda hinterließ der Sturm seine Spuren. Mehr als 70 Prozent der Haushalte waren nach seinem Durchzug am Samstag ohne Strom.
Die Wissenschaftler warnen, dass der Klimawandel die Intensität solcher Stürme weiter verschärfen könnte. Die überdurchschnittlich warmen Gewässer des Atlantiks bieten den Hurrikanen mehr Energie, was zu schnelleren und stärkeren Stürmen führen kann.
Während Ernesto weiter Richtung Kanada zieht, bleibt die Gefahr an der Atlantikküste bestehen. Das NHC ruft die Bevölkerung auf, den Anweisungen der örtlichen Behörden zu folgen und Strandbesuche zu vermeiden. Die nächsten Tage werden entscheidend sein, um das Ausmaß der Zerstörung und die Gefahr, die dieser Sturm mit sich bringt, vollständig zu erfassen.