Der britische Prinz Harry trat früher in einem Nazi-Kostüm auf, soll vom heutigen König Charles mal wegen seiner Alkoholeskapaden für einen Tag in eine Rehaklinik verbannt worden sein, und ‒ ja wirklich ‒ bei einem Ausflug zum Südpol Champagner aus einer Beinprothese getrunken haben.
Noch schwieriger wird es, wenn man Jahre und Jahrzehnte ein ganz normales Leben führt und dann in eine royale Familie einheiratet, wie die heutige norwegische Kronprinzessin Mette-Marit es 2001 tat, als sie "Ja" sagte zu Kronprinz Haakon, Sohn von König Harald V. von Norwegen und Königin Sonja.
Nach Bekanntwerden der Beziehung des Paares, das sich auf einem Musikfestival kennengelernt hatte, wurde die damals Bürgerliche von der Klatschpresse durchleuchtet. Neben einigen offensichtlichen Dingen wie der Tatsache, dass sie schon einen unehelichen Sohn hatte, kam heraus, dass sie als junge Frau gern Party gemacht und auch Drogen genommen hat. Das kommt in den besten Familien vor, heißt es immer wieder. Nur wird darüber in der Regel später nur am Esstisch getratscht und nicht in aller Öffentlichkeit.
Nur wenige Wochen vor der Hochzeit ging Mette-Marit deshalb in die Offensive ‒ bei den norwegischen Royals gilt wohl nicht "Never complain, never explain" ("Nie beschweren, nie erklären") wie bei den Briten, obwohl Kronprinz Haakon als Ururenkel von Eduard VII. sogar in der Thronfolge des Vereinigten Königreichs geführt wird. Seine damals Verlobte erklärte also auf einer Pressekonferenz: "Es war für mich in dieser Zeit wichtig, die Grenzen des Akzeptierten zu überschreiten. Ich habe sehr ausschweifend gelebt. Ich kann leider das Leben nicht noch mal von vorn anfangen und habe meine Erfahrungen teuer bezahlt. Ich distanziere mich von Drogen."
Der ganz normale Wahnsinn des Lebens macht eben auch nicht vor eingeheirateten Blaublütern Halt. Das darf man bei all den prunkvollen Bildern aus Palästen und Ankündigungen von "royalem Glanz", der nun auf die Bundesrepublik abstrahlt, wenn Haakon und Mette-Marit nach Deutschland kommen, nicht vergessen. Mette-Marit kommt allerdings nur einen Tag ‒ vermutlich tritt sie wegen ihrer Lungenfibrose kürzer. Es sind eben auch nur Menschen, die als Jugendliche mal Drogen genommen haben oder sich zwischen Zusammenkommen und Heirat zwischendurch still und heimlich mal getrennt haben, wie der norwegische Thronfolger jetzt selbst in einem neuen Buch verraten hat.
Und dann sind da noch die lieben Verwandten, die auch die Royals leider nicht immer unter Kontrolle haben. Mette-Marits Vater war Alkoholiker, nutzte ihren damals neuen Status als Prinzessin aus, um für Geld private Bilder und Informationen an die Presse zu geben. Da muss man direkt an Harrys Frau Meghan erinnern, bei der ähnliches passierte. Für Schlagzeilen sorgte Mette-Marits Vater außerdem, als er 2005 eine 30 Jahre jüngere "Tänzerin" heiratete. Nach nur drei Monaten war dann alles wieder vorbei.
Und aufseiten von Haakons Familie ist es seine zwei Jahre ältere Schwester Prinzessin Märtha Louise, die immer mal wieder für Schlagzeilen sorgt. Ihre Ehe mit dem norwegischen Autor und Designer Ari Mikael Behn scheiterte, 2017 ließen sie sich scheiden. 2019 nahm ihr Ex-Mann sich das Leben. Märtha Louise wiederum verliebte sich in den Schamanen Durekt Verret und führt nun eine Beziehung mit ihm, was beim Rest der norwegischen Royals und dem Volk nicht so gut ankommt.
Das norwegische Königshaus hat sich von seinen Praktiken distanziert. Der Prinzessin, die seit 2018 als Geistheilerin mit ihrem Schamanen zusammenarbeitet, wurde sogar untersagt, ihren royalen Titel geschäftlich zu nutzen. 2020 plauderte der Schamane dann intime Details seines Liebeslebens mit Märtha Louise aus. Sie hat sich mittlerweile ‒ wie Harry und Meghan in Großbritannien ‒ von ihren offiziellen Aufgaben zurückgezogen.
Für Haakon und Mette-Marit geht es aber ganz offiziell weiter. Und irgendwie ist es doch schön, dass hinter dem "royalen Glanz" eben doch auch Menschen mit normalen Problemen stehen, die heute dennoch vom norwegischen Volk als moderne Royals gesehen werden.