Die Besatzer hätten vermitteln wollen, dass die Einwohner von "Novorussija" in dem Gebiet gelebt hätten und dass die heutigen Bewohner des Gebiets nichts mit dem ukrainischen Staat und der ukrainischen Kultur zu tun hätten, berichtet Samoilenko weiter. Die Schulbildung ist ein zentraler Bestandteil des Russifizierungs-Programmes. Der Schulunterricht findet nicht mehr auf Ukrainisch, sondern auf Russisch statt. Geschichte wird aus einer patriotisch-russischen Perspektive gelehrt. Ukrainische Schulbücher sind verboten und ersetzt worden.
"Im Grunde ist das Lehrbuch also ein Propagandamittel", erklärt Agnès Callamard, Generalsekretärin von Amnesty International. "Es verweigert den ukrainischen Kindern den Zugang zu ihrer eigenen Kultur, ihrer eigenen Geschichte. Und es versucht, diese Kinder in die Musterbürger zu verwandeln, die Russland aus ihnen machen möchte", so Callamard weiter.
Fast 20 Prozent der Ukraine sind aktuell unter russischer Kontrolle. Die UN schätzt, dass rund 11 Millionen Menschen in ukrainischen Gebieten unter russischer Besatzung leben. Die Geschichten, die Bewohner befreiter Städte wie Cherson erzählen, geben einen Einblick in die Lebensrealität dieser 11 Millionen Menschen.