Am Freitag fährt die Außenministerin kurzentschlossen nach Israel. Sie wolle dort mit Israelis sprechen, aber auch mit Deutschen, um zu erfahren, wie die Bundesregierung sie unterstützen könne, erzählt sie wenige Stunden davor am Donnerstagabend bei einer Talkrunde der Zeitschrift „Brigitte“ in Berlin. Lässt sich aber mit der Reise über eine Solidaritätsbekundung hinaus noch mehr bewirken? „In diesen furchtbaren Tagen ist Solidarität das erste Gebot“, antwortet Baerbock. Gerade hat der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj die internationale Gemeinschaft aufgefordert, nach Israel zu reisen. Es sei wichtig, wenn Verbündete vor Ort Präsenz zeigten, wenn man angegriffen werde. Er spricht aus Erfahrung, der Krieg gegen sein Land ist nicht zu Ende.
Baerbock sichert auch der Ukraine Unterstützung zu. Vor allem aber spricht sie an diesem Abend von der Gefahr eines Flächenbrands in Israel und von der Bedeutung von Diplomatie. „Jetzt sind alle gefragt“, sagt sie. Sie richtet zumindest indirekt einen Appell an Israel, bei den Angriffen auf den Gazastreifen das Völkerrecht zu achten: Demokratien unterschieden sich von Terroristen dadurch, dass sie die Menschenwürde achteten und Zivilisten schützten.
Den Vorwurf, die Evakuierung deutscher Staatsbürger sei zu langsam angelaufen, weist sie zurück. Rund 100.000 Deutsche seien in Israel. Ausreisen seien also komplizierter zu koordinieren gewesen als bei Ländern, für deren Staatsbürger zwei Regierungsflieger gereicht hätten. Etwas Selbstkritik ist dann doch: Man hätte die Größenverhältnisse und die Organisationsfragen besser kommunizieren müssen, sagt Baerbock.
Und wenn gerade Fehler das Thema sind: Wie soll es weitergehen mit dieser Ampelkoalition, die ihre ersten zwei Jahre so viel gestritten hat? Man habe viel erreicht, aber leider den Eindruck erweckt, dass es allen Koalitionspartnern nur ums Rechthaben gehe, räumt Baerbock ein. Die Regierung müsse Sicherheit vermitteln. Die Welt sei „aus den Fugen geraten“, da müsse sie manchmal die Stopptaste drücken, sagt Annalena Baerbock. Wenn es wieder ein Video gibt, auf dem gezeigt wird, wie Hamasterroristen in Israel Menschen hetzen oder ermorden.
Sie müsse dann abschalten, „weil ich es nicht ertragen kann“. Das Leid der Opfer und ihrer Angehörigen „an Körper und Seele“ lasse sich kaum ermessen. Am Freitag fährt die Außenministerin kurzentschlossen nach Israel. Sie wolle dort mit Israelis sprechen, aber auch mit Deutschen, um zu erfahren, wie die Bundesregierung sie unterstützen könne, erzählt sie wenige Stunden zuvor, am Donnerstagabend sie bei einer Talkrunde der Zeitschrift „Brigitte“ in Berlin. Lässt sich über eine Solidaritätsbekundung hinaus noch mehr bewirken? „In diesen furchtbaren Tagen ist Solidarität das erste Gebot“, antwortet Baerbock. Gerade hat der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj die internationale Gemeinschaft aufgefordert, nach Israel zu reisen. Es sei wichtig, wenn Verbündete vor Ort Präsenz zeigten, wenn man angegriffen werde. Er spricht aus Erfahrung, der Krieg gegen sein Land ist nicht zu Ende.
Baerbock spricht von der Gefahr eines Flächenbrands in Israel und von der Bedeutung von Diplomatie. „Jetzt sind alle gefragt“, sagt sie. Sie richtet zumindest indirekt einen Appell an Israel, bei den Angriffen auf den Gaza-Streifen das Völkerrecht zu achten: Demokratien unterschieden sich von Terroristen dadurch, dass sie die Menschenwürde achteten und Zivilisten schützten. Es gibt den Vorwurf, die Evakuierung deutscher Staatsbürger sei zu langsam angelaufen. Baerbock sagt, es seien 100.000 Deutsche in Israel, da seien Ausreisen komplizierter zu koordinieren gewesen als bei anderen Ländern, bei denen zwei Regierungsflieger gereicht hätten. Das allerdings hätte man besser kommunizieren müssen.
Und wenn gerade Fehler das Thema sind: Wie soll es weitergehen mit dieser Ampelkoalition, die ihre ersten zwei Jahre so viel gestritten hat. Man habe viel erreicht, aber leider den Eindruck erweckt, dass es allen Koalitionspartnern nur ums Rechthaben gehe, sagt Baerbock. Die Regierung müsse Sicherheit vermitteln. Es gehe nicht darum, wer stärker sei. Die Welt sei „aus den Fugen geraten“, da gehe es nicht darum, wer stärker sei. Alle müssten an einem Strang ziehen. Und Baerbock mahnt auch zu umsichtiger Wortwahl: Schwarz-Weiß-Malerei bringe nicht weiter. Die Realität sei komplexer als die steile These, die einen schnellen Klick im Internet bringe. Die Entweder-oder-Mentalität sei „Gift für die Demokratie“.
Es sind viele dramatische Töne an diesem Abend, aber die Ministerin hat auch eine Portion Zuversicht dabei. Für den Nahen Osten sieht sie einen „Funken Hoffnung“, weil es vor der Hamaseskalation Annäherung gegeben hat zwischen Israel und arabischen Staaten wie Saudi-Arabien. Zur Koalition sagt sie: „Jedes gute Fußballspiel wird in der zweiten Halbzeit entschieden und nicht in den ersten zehn Minuten.“ Die EU-Erweiterung sei auch bei einem weiteren Rechtsruck in Europa zu schaffen, weil viele Länder erkannt hätten, dass die Aufnahme etwa der Ukraine, Moldaus und von Westbalkanstaaten auch geostrategische Bedeutung habe. Die Kritik an einem ihrer Hauptprojekte, der feministischen Außenpolitik – „das Beste, was einem passieren kann“. Es habe dadurch viel Aufmerksamkeit gegeben für ihr Anliegen, in politischen Prozessen mehr auf die Rechte und Teilhabemöglichkeiten von Frauen zu achten.
Zwischendurch erzählt Baerbock noch von ihrem Besuch bei einem „Tote-Hosen“-Konzert und von der jährlichen Terminsuche für die Verlängerung der Kinderpässe. Und dann ist da noch die Frage der Arbeitsbelastung. Sie würde schon manchmal gerne länger schlafen, sagt Baerbock. Frühaufstehen gehöre aber nun mal zu ihrem Job. Und sie habe eine Kraftquelle: ihre beiden Töchter. Wenn sie nach Hause komme, lasse sie oft erst mal alle Krisen Krisen sein und spiele mit den Kindern Playmobil. „Das ist der Moment, wo ich es schaffe, den Kopf frei zu kriegen“, sagt Baerbock. Und manchmal lasse sich Schlaf nachholen: Wenn sie gleichzeitig mit ihren Kindern ins Bett gehe.