Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat vor der potenziellen globalen Verbreitung der neuen Mpox-Variante Ib gewarnt, die derzeit vor allem in der Demokratischen Republik Kongo (DRK) grassiert. Diese Variante, die einst als Affenpocken bekannte Krankheit, stellt laut Experten eine ernsthafte Bedrohung dar.
John Claude Udahemuka, Dozent an der Universität Ruanda, erklärte kürzlich bei einer Informationsveranstaltung, dass die Variante Ib als die gefährlichste bekannte Mpox-Variante gilt. Diese neue Variante verbreitet sich ohne sexuelle Kontakte von Mensch zu Mensch und verursacht schwerere Symptome als bisher bekannte Varianten. Besonders für Kinder stellt sie eine lebensgefährliche Bedrohung dar.
Leandre Murhula Masirika, Forschungskoordinator der Gesundheitsbehörde von Süd-Kivu im Kongo, berichtete, dass Infektionen mit der Klade Ib stärkeren Ausschlag am ganzen Körper und länger anhaltende Symptome verursachen. Frauen erleiden häufig Fehlgeburten, und für Kinder sei die Krankheit besonders gefährlich. Fotos von betroffenen Frauen und Kindern zeigen erbsengroße Pusteln am ganzen Körper, auch auf dem Kopf.
Die neue Variante hat sich seit September 2023 von der abgelegenen Bergbaustadt Kamituga im Osten des Kongo aus verbreitet. Inzwischen wurden Fälle in vielen Ortschaften, auch in Goma, gemeldet. Goma besitzt einen internationalen Flughafen, was die Wahrscheinlichkeit einer weiteren Verbreitung erhöht. Masirika betonte, dass es nur eine Frage der Zeit sei, bis sich die neue Variante über die Region hinaus ausbreite.
Die WHO ist besonders besorgt, weil sich die Krankheit in abgelegenen und schwer zugänglichen Regionen unkontrolliert ausbreitet. Die Organisation versucht, durch Informationskampagnen in den Grenzgebieten zu Ruanda, Burundi und Uganda, die Bevölkerung über die Gefahren aufzuklären. WHO-Nothilfekoordinator Mike Ryan betonte, dass die größte Sorge darin bestehe, dass sich die Krankheit in armen Regionen mit geringem Zugang zu medizinischer Hilfe ausbreite.
Es ist derzeit unklar, ob der Impfstoff gegen Pocken, der auch vor bisherigen Mpox-Varianten schützte, gegen die neue Variante Ib wirksam ist. Seit den 70er Jahren sind Mpox-Fälle bei Menschen vor allem in Zentral- und Westafrika bekannt. Die Pocken-Schutzimpfungen, die bis 1980 weltweit durchgeführt wurden, hatten eine Herdenimmunität gegen Mpox geschaffen, deren Wirkung jedoch mit der Zeit nachließ.
Trudie Lang, Professorin für globale Gesundheit an der Universität Oxford, erklärte, dass vermutlich viele Infektionen unbemerkt bleiben, da nur schwer Erkrankte Krankenhäuser aufsuchen. Dies deutet darauf hin, dass die tatsächliche Zahl der Infektionen viel höher sein könnte als bekannt. Die Inkubationszeit könnte lang sein, was bedeutet, dass Menschen andere anstecken können, ohne es zu wissen.
In Deutschland wurden bisher 3800 Mpox-Fälle erfasst, überwiegend im Jahr 2022. Todesfälle waren nicht darunter, und weniger als ein Prozent der registrierten Infektionen betrafen Frauen, Jugendliche oder Kinder. Das Robert Koch-Institut (RKI) schätzte Ende Juni die Gefährdung für die breite Bevölkerung in Deutschland als gering ein und ging auf die neue Variante im Kongo noch nicht ein.
Die WHO und Gesundheitsbehörden weltweit sind alarmiert und beobachten die Situation genau. Die unkontrollierte Ausbreitung der neuen Mpox-Variante Ib stellt eine erhebliche Bedrohung dar, insbesondere für ärmere Regionen mit begrenztem Zugang zu medizinischer Versorgung.