Der Geophysiker Benedikt Ofeigsson von der isländischen Wetterbehörde sagte örtlichen Medienberichten zufolge, die Eruption sei am Sundhnjúka-Krater lokalisiert worden. Derzeit sei es schwer zu sagen, ob Infrastruktur oder der Ort Grindavík in Gefahr seien. Islands Präsident Gudni Jóhannesson schrieb auf Facebook, es sei noch unklar, welchen Schaden der Ausbruch anrichten könnte. Er bat die Menschen vor Ort, "in diesem gefährlichen Moment" allen Empfehlungen der Rettungsdienste zu folgen.
Der Ausbruch war befürchtet worden - in den vergangenen Wochen hatten sich Dutzende Erdbeben ereignet. Das Fischerdorf Grindavík war deswegen im November geräumt worden. Rund 4000 Menschen wurden in Sicherheit gebracht. Die nur wenige Kilometer vom Ort entfernt liegende Touristenattraktion Blaue Lagune war nach einer vorübergehenden Schließung erst am Wochenende wieder eröffnet worden. Sie liegt nur rund 40 Kilometer südwestlich von der Hauptstadt Reykjavik. Zum Zeitpunkt der Eruption befand sich den Berichten zufolge kein Gast dort.
Die Einwohner mussten vor einem Monat ihre Häuser verlassen, weil ein etwa 15 Kilometer langer Magma-Tunnel unter Grindavík hindurch bis unter den Meeresboden verläuft. Die nahe gelegene Blaue Lagune, eine der bekanntesten Touristenattraktionen des Landes, war ebenfalls vorsichtshalber geschlossen worden. Zuletzt durften Einwohner von Grindavík laut isländischem Rundfunksender RÚV ihre Häuser zwar tagsüber wieder betreten. Gänzlich zurückkehren durften sie demnach aber nicht.
Island liegt über einem vulkanischen Hotspot im Nordatlantik und bricht durchschnittlich alle vier bis fünf Jahre aus. Der verheerendste Ausbruch der letzten Zeit war der Ausbruch des Vulkans Eyjafjallajökull im Jahr 2010, der riesige Aschewolken in die Atmosphäre spuckte und Flüge in ganz Europa tagelang zum Erliegen brachte, weil befürchtet wurde, dass die Asche Flugzeugtriebwerke beschädigen könnte. Wissenschaftler gehen davon aus, dass ein neuer Ausbruch wahrscheinlich Lava produzieren würde, aber keine Aschewolke.