Die libanesische Hisbollah-Miliz hat am frühen Sonntagmorgen ihren angekündigten Vergeltungsangriff auf Israel gestartet. Laut eigenen Angaben feuerte die vom Iran unterstützte schiitische Miliz mehr als 320 Raketen auf israelisches Gebiet ab. Die israelischen Streitkräfte erklärten, dass sie zuvor zahlreiche Ziele der Hisbollah im Süden Libanons in einem "Akt der Selbstverteidigung" angegriffen hätten.
Die Angriffe erfolgen als Reaktion auf die Tötung des hochrangigen Hisbollah-Kommandeurs Fuad Schukr Ende Juli in Beirut, die Israel zugeschrieben wird. Schukr war einer der führenden militärischen Köpfe der Hisbollah, und sein Tod hatte bereits Vergeltungsdrohungen der Miliz nach sich gezogen.
Als Reaktion auf die eskalierende Lage verhängte Israel einen landesweiten Ausnahmezustand, der seit 6:00 Uhr Ortszeit für die kommenden 48 Stunden gilt. Verteidigungsminister Joav Galant erklärte, die Maßnahme sei notwendig, um die Sicherheit der israelischen Bevölkerung zu gewährleisten. Der israelische Rettungsdienst rief landesweit die höchste Bereitschaftsstufe aus.
Der israelische Flughafen Ben Gurion bei Tel Aviv stellte aufgrund der angespannten Sicherheitslage vorübergehend den Betrieb ein. Ankommende Flüge wurden auf andere Flughäfen umgeleitet, und Starts wurden für einige Stunden ausgesetzt, bevor der Flughafen später wieder geöffnet wurde.
Israels Militär erklärte, es habe mit einem großangelegten Präventivschlag auf Ziele der Hisbollah reagiert, die eine "unmittelbare Gefahr" für die israelische Bevölkerung darstellten. Nach Angaben des israelischen Militärsprechers Daniel Hagari griffen rund 100 Kampfflugzeuge der israelischen Luftwaffe zahlreiche Stellungen der Hisbollah im Libanon an, darunter Raketenwerfer, die auf den Norden und das Zentrum Israels ausgerichtet waren. Die israelische Armee behauptet, Tausende Raketenwerfer der Hisbollah zerstört zu haben.
Inmitten der Eskalation betonten die USA ihre Unterstützung für Israel. US-Verteidigungsminister Lloyd Austin führte ein Telefongespräch mit seinem israelischen Amtskollegen Joav Galant und bekräftigte die "eiserne Verpflichtung" der USA zur Verteidigung Israels. Die Vereinigten Staaten haben in den letzten Wochen ihre militärische Präsenz in der Region verstärkt, um Israel im Falle eines Angriffs zu unterstützen
Parallel zu den Eskalationen an der israelisch-libanesischen Grenze laufen weiterhin diplomatische Bemühungen, um im Gaza-Konflikt eine Waffenruhe zu erreichen. Die USA, Ägypten und Katar bemühen sich, eine Einigung zu erzielen, die auch eine weitere Eskalation des Konflikts mit der Hisbollah und dem Iran verhindern soll. Eine neue Gesprächsrunde in Kairo ist für heute geplant.
Die Hisbollah deutete an, dass dies nur der Beginn ihrer Vergeltungsmaßnahmen sei. Die Gefahr eines großflächigen Flächenbrandes im Nahen Osten wächst, während die internationale Gemeinschaft weiterhin versucht, den Konflikt zu deeskalieren.
Quellen: BBC, CNN, Al Jazeera, AFP