Auswertungen zufolge besuchten drei Viertel der Postbank-Kunden so gut wie nie eine Filiale. An Stellenstreichungen führe "kein Weg vorbei", sagte der Manager. Über die genauen Zahlen verhandelt die Bank mit den Arbeitnehmervertretern.
Nach der Ankündigung, das Filialnetz der Postbank deutlich auszudünnen, üben Gewerkschafter und Verbraucherschützer harte Kritik. Die Nachricht habe einen zynischen Zug, findet Dorothea Mohn vom Verbraucherzentrale-Bundesverband. Verdi spricht von einem Schlag ins Gesicht der Beschäftigten. Die Einschnitte bei der Postbank sorgen nicht nur bei Kundinnen und Kunden, sondern auch bei Beschäftigten für Unruhe. "Das Timing ist desaströs", sagte Jan Duscheck, Bundesfachgruppenleiter Bankgewerbe bei der Gewerkschaft Verdi. Die angekündigte Schließung etlicher Filialen sei ein Schlag ins Gesicht der Beschäftigten. "Sie waren es, die in den vergangenen Monaten den Kopf hingehalten haben", sagte er.
Zuletzt hatte die Postbank mit Problemen bei der Technik und dem Kundenservice zu kämpfen. Seit dem Frühjahr 2022 wurden in mehren Schüben Kundendaten übertragen. Auch die DSL-Bank, die ebenfalls zur Deutschen Bank gehört, war betroffen. Verbraucherschützer schlugen Alarm: "Bei der IT-Migration zur Deutschen Bank hatten Postbank und DSL-Bank erhebliche Probleme, für die sie offenbar keinen ausreichenden Kundenservice bereitstellten", kritisierte der Verbraucherzentrale-Bundesverband (VZBV). Die IT-Probleme brachten der Deutschen Bank eine Rüge der Finanzaufsicht Bafin ein.
Der Einschnitt beim Filialnetz kommt aus Sicht der Gewerkschaft Verdi deshalb zur Unzeit. "Die Reputation der Marke Postbank war durch die Probleme rund um die IT-Umstellung sowieso schon beschädigt", findet Duscheck. Eigentlich sei die Bank noch dabei, alles abzuarbeiten – und jetzt schaffe man sich die nächste Großbaustelle. Er vermutet, dass der Schritt auch bei Verbraucherinnen und Verbrauchern zu Verunsicherung führt. Es gebe viele Postbank-Kunden, denen ein persönlicher Service wichtig sei. "Es kann gut sein, dass sie sich von der Postbank dann ganz abwenden", sagte Duscheck.
Verdi registriert nach eigenen Angaben "erhebliche Unruhe in der Belegschaft und völliges Unverständnis für die von der Deutschen Bank beabsichtigen Filialschließungen". Die Gewerkschaft fordere zusammen mit dem Gesamtbetriebsrat der Postbank Filialvertrieb AG "beschäftigungssichernde Maßnahmen sowie eine vorzeitige Verlängerung des tariflichen Kündigungsschutzes". Derzeit sind betriebsbedingte Kündigungen bei der Postbank bis zum 31. Januar 2024 ausgeschlossen.