
Bislang kommen die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen aus 18 Nationen, fast die Hälfte sind Frauen, und wenn die deutsche EM-Botschafterin Celia Sasic ein von dem Turnier ausgehendes "Wirgefühl für Deutschland und Europa" anpreist, dann finden sich im täglichen Umgang hierfür zahlreiche Beispiele.
Eine internationale Belegschaft will ein unvergessliches Event erzeugen, für das Turnierdirektor Philipp Lahm bekanntermaßen hohe Ansprüche formuliert. Doch die Begrifflichkeit vom "Sommermärchen 2.0″ fällt immer seltener. Die Geschäftsführer Markus Stenger, seit 2003 in der DFB-Organisation eingebunden, und Andreas Schär, der für seine fünfte Europameisterschaft seit mehr als einem Jahr in Frankfurt lebt, wissen, dass eine solche Stimmung nicht auf Knopfdruck zu wiederholen ist. Und das hat nicht nur etwas mit den bedrückenden Krisenlagen in der Welt zu tun, sondern auch mit der Unterstützung von Politik, Gesellschaft und Wirtschaft.
Vor der WM 2006 wollten irgendwie alle dabei sein, drückten Claudia Schiffer und Boris Becker die Daumen, hatte die damalige Kanzlerin Angela Merkel für viele Wünsche ein offenes Ohr. Seinerzeit entstand für das Event die Kampagne "Land der Ideen" – beide Geschäftsführer vermissen Ähnliches für die EM 2024, die auf staatlicher Seite offenbar kaum Begeisterung erzeugt. Sie stellen mit Bedauern fest: "Die Bundesregierung hat bisher noch keine spürbare Vision für das Turnier entwickelt."
Der Schweizer Schär hält mit seiner Kritik als Uefa-Angestellter nicht mehr hinter dem Berg: "Was die Bundesregierung derzeit liefert, reicht so nicht, um die Chancen einer Europameisterschaft vollumfänglich zu nutzen. Wenn wir konkrete Fragen haben, verweist Berlin auf die Bundesländer, fragen wir dort nach, werden wir auf den Bund verwiesen. Wir brauchen klare Richtlinien und Engagement, damit wir zeitgerecht Entscheidungen im föderalen System erwirken können."
Wenn der Managing Direktor öffentlich mehr Führung in der Koordination von der Bundesregierung einfordert, dann ist offenbar schon seit geraumer Zeit einiges liegen geblieben. Er würde sich vor allem eines wünschen: "Wenn oben einer sagt: ‚Wir gehen jetzt in die Richtung‘, dann gehen die anderen auch mit." Die beiden Topmanager, die sich die wichtigsten Arbeitsbereiche in dieser zentralen Steuereinheit aufteilen, spüren den Frust auch an anderer Stelle. Die Ausrichterstädte seien mit Feuereifer dabei, um die große Bühne angemessen zu bespielen, sagt Schär: "Die zehn Städte, in deren Stadien die Spiele ausgetragen werden, tun unheimlich viel. Aber sie fühlen sich von Berlin alleingelassen."
Zahlreiche weitere Baustellen beschäftigen die EM-Planer. "Für uns sind Sicherheit und Mobilität die beiden größten Themen", sagt Stenger, der sich sorgt, dass die mittlerweile doch sehr anfällige Verkehrsinfrastruktur dem Ansturm nicht gewachsen sein könnte. "Deutschland muss sich anstrengen, damit es abliefert", fordert er.