Auch China, das nicht teilnahm, müsse möglichst eingebunden werden, sagte Cassis. Es sei ermutigend, das Länder der Brics-Gruppe der aufstrebenden Schwellenländer wie Brasilien, Indien, Saudi-Arabien und Südafrika dabei seien, die Kommunikationskanäle zu Moskau offen halten.
Je mehr Länder sich beteiligten, nicht nur aus dem Westen, sondern aus aller Welt, desto eher sei es möglich, eine kreative Lösung zu finden, sagte Cassis. Im Mittelpunkt der Konferenz stand erneut die sogenannte Friedensformel der Ukraine. Der Zehn-Punkte-Plan sieht den Abzug aller russischen Truppen, Strafen für russische Kriegsverbrecher, Reparationen und Sicherheitsgarantien vor. Es war das vierte Treffen dieser Art. Man müsse den Menschen in der Ukraine Hoffnung geben, sagte Cassis.
Noch sei keine Seite zu irgendwelchen Zugeständnissen bereit, sagte Cassis. Bis zu einer Friedenslösung sei noch ein langer Weg. Mit solchen Konferenzen, auf denen eine einheitliche Sprache gefunden werde, sei die Welt für auf den Dialog mit Russland besser gewappnet. "Die Arbeit ist mit dieser Konferenz nicht zu Ende", sagte er. In Davos berieten hohe Beamte und nationale Sicherheitsberater. Aus Berlin war ein Berater des Bundeskanzlers für Außen- und Sicherheitspolitik dabei. Das nächste Treffen finde vermutlich auf höherer politischer Ebene statt, sagte Cassis. Konkrete Pläne gebe es aber noch nicht.
Im Mittelpunkt steht die "Friedensformel" des ukrainischen Präsidenten. Sein Zehn-Punkte-Plan sieht unter anderem den Abzug aller russischen Truppen, Strafen für russische Kriegsverbrecher, Reparationen und Sicherheitsgarantien vor. Die Ukraine sucht breite Anerkennung dafür, um Ländern, die sie zu Zugeständnissen an Russland drängen wollen, den Wind aus den Segeln zu nehmen. Für Deutschland ist nach Angaben einer Regierungssprecherin Jens Plötner dabei, Berater des Bundeskanzlers für Außen- und Sicherheitspolitik.
"Resolut bleibt unsere Entschlossenheit, unsere Freiheiten zu schützen und (Wladimir) Putins verbrecherischen Versuch zu vereiteln, sein neues Imperium auf unserem Land zu bauen", schrieb Andrij Jermak, der Leiter des Präsidentenbüros in Kiew, in einem Gastbeitrag der "Neuen Zürcher Zeitung" mit Blick auf den russischen Präsidenten. Er leitet die Konferenz zusammen mit dem Schweizer Außenminister Ignazio Cassis. "Die Ukraine wird sich weder vom russischen Dauerbombardement noch von Putins schwülstigen Reden einschüchtern lassen." Die Friedensformel sei keine Wunschliste, sondern ein detaillierter Vorschlag. "Durch die aktive Beteiligung vieler Drittstaaten wird er eine enorme Legitimation erhalten."
Bei einem Besuch in Kiew am Freitag rief der britische Premierminister Rishi Sunak den Westen auf, weiter entschlossen an der Seite der Ukraine zu stehen. Es wurde ein neues Sicherheitsabkommen vereinbart, das nach den Worten des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj "beispiellos" ist. Die Vereinbarung geht zurück auf eine Erklärung der G7-Staaten bei ihrem Treffen im vergangenen Juli in Vilnius, in welcher der Ukraine "langfristige Sicherheitszusagen" der einzelnen Staaten in Aussicht gestellt worden waren.
"Sollte (Kreml-Chef Wladimir) Putin in der Ukraine gewinnen, wird er dort nicht halt machen", sagte Sunak bei einer Pressekonferenz mit Selenskyj. "Unsere Gegner auf der ganzen Welt glauben, dass wir weder die Geduld noch die Ressourcen für lange Kriege haben. Wenn wir jetzt also zögern, ermutigen wir nicht nur Putin, sondern auch seine Verbündeten in Nordkorea, Iran und anderswo", fügte der britische Regierungschef hinzu.