Europäische Behörden haben in den letzten Jahren eine Kampagne gegen die in Kalabrien ansässige 'Ndrangheta, die wohl reichste organisierte kriminelle Gruppe der Welt, geführt. Die Gruppe hat über Jahrzehnte Einnahmen aus dem Kokain-Verkauf in zweistelliger Milliardenhöhe erzielt, um ihre kriminelle Reichweite auf ganz Europa und mehrere Kontinente auszudehnen, als die sizilianische Mafia an Einfluss verlor. In Deutschland ist die `Ndrangheta seit den 1970er Jahren fest etabliert. Sie gilt als die stärkste der italienischen organisierten Kriminalitätsgruppen des Landes und konzentriert sich laut Bundeskriminalamt hauptsächlich auf den internationalen Drogenhandel.
In Deutschland wurden über 30 Verdächtige mit ausstehenden Haftbefehlen festgenommen. Den Verdächtigen werde unter anderem Geldwäsche, kollektive Steuerhinterziehung, gewerbsmäßiger Bandenbetrug und Rauschgiftschmuggel vorgeworfen, heißt es in einer Mitteilung des Landeskriminalamts Nordrhein-Westfalen. Die Razzien seien Teil einer umfassenderen gemeinsamen Untersuchung, an der Europol beteiligt sei und beinhalteten auch gleichzeitige Maßnahmen gegen die Gruppe in ganz Europa, heißt es in der Erklärung. Einer Pressemitteilung von Carabinieri in Regio Calabria, wo die 'Ndrangheta ihren Sitz hat, zufolge wurden Haftbefehle auch in Belgien, Frankreich, Portugal, Rumänien und Spanien zugestellt. Auch in Slowenien wurden Razzien durchgeführt, sagten deutsche Sicherheitsbeamte.
Für später am Mittwoch waren Pressekonferenzen in Italien und Deutschland geplant. In Deutschland lag der Schwerpunkt des Einsatzes in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz, in denen jeweils rund 500 Beamte im Einsatz waren. In Nordrhein-Westfalen wurden 51 Häuser, Wohnungen, Büros und Geschäftsräume durchsucht und 15 Verdächtige festgenommen. In Rheinland-Pfalz hat die Polizei 50 Räumlichkeiten durchsucht und 10 Verdächtige festgenommen. Unterstützt wurden die Einsatzkräfte in Rheinland-Pfalz von Spezialeinheiten des Bundes und anderer Länder sowie des Zolls und der Steuerfahndung.
Der rheinland-pfälzische Landesinnenminister Michael Ebling nannte die Razzien einen "effektiven Schlag" gegen die organisierte Kriminalität. "Der heutige Tag setzt ein ganz klares Signal: Für die organisierte Kriminalität ist in Europa kein Platz und bei uns in Rheinland-Pfalz erst recht kein Platz dafür", sagte er.
dp/pcl