Blinken war am Freitagabend zum Auftakt seiner Nahost-Reise in der Türkei gelandet. Am Samstagmorgen traf er zunächst zu einem zweistündigen Gespräch mit dem türkischen Außenminister Hakan Fidan zusammen. Nach Angaben des türkischen Ministeriums ging es dabei um "die humanitäre Krise in Gaza, den schwedischen Nato-Beitrittsprozess, bilaterale und regionale Themen".
Die USA sind der engste Verbündete Israels im Krieg gegen die radikalislamische Hamas, die Israel am 7. Oktober brutal überfallen und 1140 Menschen getötet sowie 250 Geiseln in den Gazastreifen verschleppt hatte, die meisten von ihnen Zivilisten. Israel erklärte der Hamas daraufhin den Krieg, will die islamistische Palästinenserorganisation vernichten und bombardiert flächendeckend den Gazastreifen, wo nach Hamas-Angaben dadurch bisher mehr als 22.700 Menschen getötet wurden.
Der islamisch-konservative, türkische Staatschef bezeichnete Israel deshalb als "Terrorstaat" und als "Kriegsverbrecher", den israelischen Regierungschef Benjamin Netanjahu nannte er "Schlächter von Gaza" und verglich ihn mit Adolf Hitler. Die im Gazastreifen regierende Hamas würdigte Erdogan hingegen als eine palästinensische "Befreiungsgruppe". Seine Regierungspartei AKP organisierte Großdemonstrationen in der Türkei zur Unterstützung der Hamas.
Der Gazakrieg hat daher die Beziehung zwischen der Türkei und Israel drastisch verschlechtert, nachdem es eine kurze Phase der Entspannung zwischen beiden Ländern gegeben hatte. Bei westlichen Verbündeten Israels gibt es kaum Verständnis für die Haltung Erdogans. Die Türkei als Nato-Partner ist aber unter anderem wichtig, weil sie immer noch den Nato-Beitritt Schwedens blockiert und dies nun im neuen Jahr ermöglichen soll.
Blinken will in den nächsten Tagen in Israel und anderen Ländern der Region darüber beraten, wie eine Ausweitung des Gazakriegs verhindert werden kann. Der US-Außenminister will auch Ägypten, Jordanien, Katar, Saudi-Arabien, die Vereinigten Arabischen Emirate sowie das Westjordanland besuchen.