Minister Cem Özdemir (Grüne) sprach in Berlin von einem Pakt, damit wertvolle Lebensmittel im Topf und auf dem Teller landen statt in der Tonne. Weniger Verschwendung schone Umwelt und Klima, sei aber auch ein Hebel im Kampf gegen den Hunger in der Welt und habe mit Wertschätzung für die Arbeit der Landwirte zu tun. Genutzt werden solle auch die "Schnittstellenfunktion" des Handels mit seinen Beziehungen zu Lieferanten und Verbraucherinnen und Verbrauchern. An der Vereinbarung beteiligen sich unter anderem die großen Supermarkt- und Discounterketten Aldi, Edeka, Kaufland, Lidl, Metro, Netto, Norma, Penny und Rewe. Özdemir sagte: "Unser Pakt basiert auf Freiwilligkeit, aber ist alles andere als eine lose Vereinbarung, denn wir haben klare und verbindliche Regeln verabredet." Die Vereinbarung gilt ab sofort bis Ende 2031. Vorgesehen sind auch öffentliche Zwischenbilanzen zu den Zielen.
Konkret sollen Lebensmittel, die nicht verkauft werden, möglichst hochwertig weiterverwendet oder verwertet werden. Vorgesehen sind etwa Verbesserungen in Logistik- und Kühlketten. Produkte kurz vor Erreichen des Mindesthaltbarkeitsdatums sowie Obst und Gemüse mit "Schönheitsfehlern" sollen gezielt verkauft werden. "Auch ein Apfel mit Dellen schmeckt sehr gut", sagte Özdemir. Er appellierte auch an Supermarktkunden, abends nicht ein so volles Sortiment zu erwarten wie morgens. Jährlich landen in Deutschland elf Millionen Tonnen Lebensmittel auf dem Müll, wie das Statistische Bundesamt nach Daten für 2020 ermittelte. Dabei entfielen 7 Prozent oder 762 000 Tonnen auf den Handel. Der Großteil entstand mit 59 Prozent in Privathaushalten. Weitere 17 Prozent fielen in Gaststätten und Kantinen an, 15 Prozent in der Verarbeitung und 2 Prozent in der Landwirtschaft.
Der Präsident des Handelsverbands Lebensmittel, Friedhelm Dornseifer, sprach von einem Meilenstein beim Einsatz der Branche zur Senkung von Lebensmittelverlusten: "Damit zeigen wir, dass man auch freiwillig vereinbaren kann, was andere EU-Staaten gesetzlich regeln müssen." Das "Bündnis Lebensmittelrettung", dem unter anderem die Deutsche Umwelthilfe und die Umweltorganisation WWF angehören, begrüßte die Zielvorgaben. Die freiwillige Selbstverpflichtung sei aber ein "stumpfes Schwert ohne rechtliche Sanktionsmöglichkeiten". Özdemir müsse der gesamten Lieferkette gesetzlich verbindliche Vorgaben gegen Lebensmittelverschwendung machen. Die vorgelagerte Produktion und Verarbeitung blieben vorerst ohne Reduktionsvorgaben.
Ziel der Bundesregierung ist, Lebensmittelabfälle bis 2030 zu halbieren. Noch die vorherige Regierung hatte dazu eine Strategie angestoßen, die Regelungen auf freiwilliger Basis für die jeweiligen Stufen der Lebensmittelkette von der Ernte zum Teller anstrebt. Eine Zielvereinbarung für die Außer-Haus-Verpflegung der Gastronomie wurde schon abgeschlossen.
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