Um auf diese Altersbezüge zu kommen, müssen sie aktuell bei einer wöchentlichen Arbeitszeit von 40 Stunden 45 Jahre lang gearbeitet und rechnerisch einen Stundenlohn von 20,78 Euro erreicht haben, was einem Bruttomonatslohn von 3602 Euro entspricht. Das geht aus Erhebungen des Bundesarbeitsministeriums hervor. Demnach ist für eine künftige monatliche Rente in Höhe von 1200 Euro derzeit rechnerisch ein Stundenlohn von 16,62 Euro bei einer wöchentlichen Arbeitszeit von 40 Stunden über 45 Jahre nötig. Das entspricht einem Bruttomonatslohn von 2882 Euro. Bei einer Rente von 1300 Euro wäre aktuell ein Stundenlohn von 18,01 Euro nötig, was einem Bruttolohn von 3122 Euro entspricht.
Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes (Destatis) waren rund 5,8 Millionen Jobs von der Erhöhung des Mindestlohns zum 1. Oktober 2022 betroffen. Somit lagen 14,8 Prozent aller Beschäftigungsverhältnisse in Deutschland davor unterhalb des Stundenlohns von 12 Euro. Zwar soll der gesetzliche Mindestlohn zum 1. Januar 2024 auf 12,41 Euro steigen, aber seine Empfängerinnen und Empfänger sind auch danach noch weit weg von den 16,62 Euro, die nötig sind, um eine Rente von 1200 Euro zu erreichen. "Der aktuelle Mindestlohn und die geplanten Erhöhungen der Bundesregierung führen auch nach 45 Jahren Maloche in die Altersarmut", sagte der Fraktionschef der Linken im Bundestag, Dietmar Bartsch und fügte hinzu: "Das ist zynisch und respektlos gegenüber Millionen Beschäftigten. 14 Euro ab Januar 2024 wären ein Zeichen des Respekts. Perspektivisch muss der Mindestlohn zu einer auskömmlichen Rente führen."
Nach den Worten von Bartsch spitzt sich "die Lohn- und Rentenproblematik im Land weiter zu, wenn bundesweit fast die Hälfte der heute Vollzeitbeschäftigten im Alter eine Rente von unter 1500 Euro erwartet". Im Osten sei die Situation ungleich dramatischer, hier drohe der Mehrheit der Bürger und Bürgerinnen eine Rente von unter 1300 Euro, erläuterte Bartsch, auf dessen parlamentarische Anfrage die Fakten aus dem Arbeitsministerium zurückgehen. "Real werden die Renten in den kommenden Jahrzehnten schlechter ausfallen, als die Bundesregierung prognostiziert, denn 45 Jahre sind für viele nicht zu schaffen", kritisierte Bartsch und setzte fort: "Das Verarmungsrisiko im Alter wird weiter ansteigen."
Bartsch sagte, angesichts dieses "sozialen Sprengsatzes" müssten in der Ampel alle Alarmglocken schrillen. "Es reicht nicht mehr aus, an Stellschrauben zu drehen. Wir brauchen substanzielle Verbesserungen", forderte der Fraktionsvorsitzende der Linken und fügte hinzu, das Rentenniveau von derzeit 48 Prozent müsse "deutlich steigen, mindestens auf 53 Prozent". Bartsch schlug zudem eine "schnell wirksame" außerordentliche Rentenerhöhung von 10 Prozent oder mindestens 200 Euro im Monat vor. Bartsch: "Handelt die Bundesregierung nicht, läuft der Countdown mit der Gefahr, dass das Land sozial implodiert."
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