Seit den Anfängen im Jahr der Ermordung des US-Präsidenten John F. Kennedy und der Unterzeichnung des Elysée-Vetrages zwischen Deutschland und Frankreich ist viel geschehen. Seit der Ausstrahlung des ersten Werbespots in Farbe am 25. August 1967 im ZDF kommen auch Anton, Berti und Co. farbig daher, mehrfach wurde ihr Äußeres überarbeitet und modernisiert. Auch die Umgebung der Mainzelmännchen passte sich stets dem aktuellen Zeitgeist an - aus dem alten Telefon etwa wurde ein Smartphone, aus dem Röhrenfernseher ein Tablet.
Geschaffen wurden die Männchen einst von dem Filmarchitekten und Bühnenbildner Wolf Gerlach (1928-2012). Er arbeitete in den 1960ern für die von Franz Thies gegründete Filmproduktionsfirma NFP. Heute ist Thies' Sohn Stefan Geschäftsführer der Animationsfirma, die die Mainzelmännchen nach wie vor produziert. Er sagt: "Mein Vater Franz und Wolf Gerlach, der kreative Schöpfer, haben diese Figuren zum Leben erweckt."
"Herr Gerlach war der einzige, der zeichnen konnte, nebenbei hat er immer Comics gemacht", erzählt Stefan Thies. Als die Firma 1962 erfuhr, dass das ZDF Werbetrenner benötigte, entwickelten sie Entwürfe für den Sender - einer davon die von Gerlach gezeichneten Mainzelmännchen. "So haben Wolf Gerlach als Kreativer und mein Vater als Kaufmann das eingetütet, dass die Mainzelmännchen beim ZDF gelandet sind", erzählt Thies. "Insofern ist es auch Familiengeschichte und ein bisschen Herzblut."
Die jahrzehntelange Präsenz der wichtelartigen Wesen macht sich auch außerhalb des Fernsehens bemerkbar: 2013 verlieh die Stadt Mainz ihnen die "Mainzelmännchen-Ehrenwürde". Kaum jemand habe das mediale Bild von Mainz so nachhaltig geprägt wie die Mainzelmännchen, sagte damals der frühere Mainzer Oberbürgermeister Michael Ebling (SPD). Im November 2016 nahm die erste Mainzelmännchen-Ampel in Mainz ihren Betrieb auf - weitere folgten und so blinkt Det mit der Brille inzwischen an mehreren Fußgängerüberwegen in der rheinland-pfälzischen Landeshauptstadt in Rot und Grün.
2018 schaffe es ein Astro-Mainzel - einer Sonderedition von Conni - bis ins Weltall. Die kleine Figur begleitete den deutschen Astronauten Alexander Gerst zur Internationalen Raumstation ISS, mit dabei waren seinerzeit auch die Maus und der Elefant aus dem ARD-Kinderfernsehen.
Im Programm selbst wurden die Mainzelmännnchen-Inserts laut ZDF, wie Werbespots auch, immer kürzer. Hätten sie in den 1960er Jahren noch eine Länge von bis zu zehn Sekunden gehabt, dauerten die Geschichten heutzutage in der Regel zwei bis vier Sekunden. Hinter den kurzen Spots steckt laut Stefan Thies aber eine Menge Arbeit: Noch heute würden die Animationsbilder per Hand gezeichnet - teils auf Papier, teils digital aufs Tablet, erklärt Thies. Pro Monat kommen rund 90 neue Spots hinzu.
Die Wichtel sind laut Strauch vom ZDF Werbefernsehen bei den Zuschauern sehr beliebt, wie Reaktionen beim Zuschauerservice des Senders sowie Mails und Posts mit positiven Rückmeldungen zeigten. Etwas umstritten seien in der Corona-Zeit Spots der Mainzelmännchen gewesen, in denen sie sich für das Tragen von Schutzmasken und das Einhalten von Abstandsregeln einsetzten. Damals habe es viele kritische Rückmeldungen aus der Querdenker-Szene gegeben, erinnert sich Strauch.
Grundsätzlich würden in der Welt der Mainzelmännchen Themen wie Geschlecht, Religion, Ethnie, jegliche Formen von Beeinträchtigungen, kulturelle oder soziale Unterschiede sowie die sexuelle Identität bewusst nicht thematisiert, erklärt das ZDF Werbefernsehen. Die Geschichten der kleinen Figuren dienten ausschließlich der Unterhaltung. "Gerade in schwierigen Zeiten ist es immer eine sehr schöne Abwechslung, einfach etwas Heiteres zu sehen, etwas Leichtes, was Spaß und gute Laune macht, auch wenn es nur kurz ist", sagt auch Stefan Thies.
Die Ausstellung in Mainz gewährt bis zum 9. Juni Einblicke in die Welt der kleinen TV-Stars und bietet Hunderte Exponate - von einer Fastnachtsjacke mit Mainzelmännchen-Motiven über einen Mainzelmännchen-Anzug bis hin zu einer Krawatte mit den Figuren. Auch eine Sonderbriefmarke mit drei Motiven wird es anlässlich des 60. Geburtstages geben. Von August an ist sie in Postfilialen zu haben.
mit Material der dpa