Zum Unabhängigkeitstag der Ukraine am Samstag hat die US-Regierung ein umfassendes Unterstützungspaket für das Land angekündigt, um dessen Verteidigung gegen die anhaltende russische Invasion zu stärken. US-Präsident Joe Biden erklärte, dass die Vereinigten Staaten neue Sanktionen gegen fast 400 Organisationen und Einzelpersonen verhängen werden, die den "illegalen Krieg Russlands unterstützen". Darüber hinaus werde weitere Militärhilfe für Kiew bereitgestellt.
Die Sanktionen zielen sowohl auf russische Institutionen und Einzelpersonen als auch auf Akteure in Drittstaaten ab, die die russische Kriegswirtschaft unterstützen. Im Fokus stehen dabei insbesondere der Energiesektor und weitere wirtschaftliche Schlüsselindustrien Russlands. Die neuen Sanktionen sehen vor, dass mögliche Vermögenswerte der Betroffenen in den USA eingefroren werden und US-Bürgern sowie Personen, die sich in den USA aufhalten, Geschäfte mit diesen sanktionierten Entitäten untersagt werden. Dadurch soll auch der internationale Handel für die Betroffenen erheblich erschwert werden.
Zusätzlich zu den Sanktionen wurde ein neues Militärhilfepaket im Umfang von rund 125 Millionen US-Dollar (ca. 111 Millionen Euro) geschnürt. Laut Angaben des US-Außenministeriums umfasst dieses Paket unter anderem Munition für die Himars-Mehrfachraketenwerfer, Artilleriegeschosse, Kleinwaffenmunition sowie Krankenwagen und weitere medizinische Ausrüstung. Diese Unterstützung ist Teil eines größeren militärischen Engagements der USA, das in den letzten Monaten kontinuierlich ausgebaut wurde. Bereits im April hatte der US-Kongress neue Mittel in Höhe von rund 61 Milliarden US-Dollar (56,2 Milliarden Euro) für die Unterstützung der Ukraine freigegeben.
Präsident Biden betonte in einer Erklärung nach einem Telefonat mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj, dass die Vereinigten Staaten "unerschütterliche Unterstützung" für das ukrainische Volk bieten würden. "Wir werden der Ukraine weiterhin bei jedem Schritt zur Seite stehen", so Biden. Ähnliche Solidaritätsbekundungen kamen auch aus London: Der britische Premierminister Keir Starmer versicherte der Ukraine anlässlich ihres Nationalfeiertags die dauerhafte Unterstützung Großbritanniens.
In seiner abendlichen Videoansprache am Freitag rief Präsident Selenskyj die westlichen Partner der Ukraine eindringlich dazu auf, die versprochenen militärischen Unterstützungen schnellstmöglich zu liefern. Er betonte, dass "an der Front mit Granaten und Ausrüstung gekämpft wird, nicht mit Worten wie ‚morgen‘ oder ‚bald‘." Diese Mahnung richtet sich vor allem an die westlichen Länder, deren angekündigte Unterstützungspakete bislang noch nicht vollständig eingetroffen sind. In den letzten Tagen hatte Selenskyj mehrfach darauf hingewiesen, dass der Krieg keine "Ferien" kenne und die Ukraine dringend auf Waffen- und Munitionslieferungen angewiesen sei.
Während die diplomatische Unterstützung aus dem Westen weiter an Fahrt aufnimmt, dauern die Kämpfe im Osten der Ukraine unvermindert an. Laut Angaben des ukrainischen Generalstabs wurden am Samstag insgesamt 79 russische Angriffe, teilweise unterstützt durch Artillerie- und Luftangriffe, entlang der Frontlinien gemeldet. Ein besonderer Brennpunkt der Kämpfe ist erneut die Umgebung von Pokrowsk im Donbass, wo russische Truppen versuchen, ihre Gebietsgewinne zu sichern und auszubauen. Auch in der Nähe von Torezk kam es zu heftigen Gefechten, bei denen ukrainische Einheiten mehrere Angriffe russischer Bodentruppen abwehren konnten.
Präsident Selenskyj berichtete am Samstag, dass die ukrainischen Streitkräfte Fortschritte bei der Zurückdrängung russischer Truppen in der Region Charkiw gemacht haben. "Wir drängen die russische Armee zurück, Schritt für Schritt", erklärte Selenskyj und fügte hinzu, dass die Besatzer "weder Charkiw noch die Ukraine unterwerfen werden".
Auf der anderen Seite der Front haben wiederholte ukrainische Drohnenangriffe in der südrussischen Region Rostow zu erhöhten Sicherheitsmaßnahmen geführt. Die örtlichen Behörden haben öffentliche Massenveranstaltungen im Freien bis auf weiteres verboten. Der Gouverneur der Region, Wassili Golubjow, erklärte, dass Veranstaltungen in geschlossenen Räumen weiterhin erlaubt seien, jedoch unter strengen Sicherheitsvorkehrungen stattfinden müssten. In den vergangenen Monaten waren Ziele wie Treibstofflager und logistische Zentren des russischen Militärs in Rostow wiederholt von ukrainischen Drohnen angegriffen worden.
Die anhaltende Unterstützung der westlichen Staaten, insbesondere der USA und Großbritanniens, signalisiert eine weitere Eskalation im Konflikt zwischen der Ukraine und Russland. Die neuen Sanktionen und die Militärhilfe verdeutlichen den Willen des Westens, die Ukraine im Verteidigungskrieg gegen Russland nachhaltig zu unterstützen. Gleichzeitig zeigt die Intensität der Kämpfe im Osten der Ukraine, dass der Konflikt weiterhin unvermindert anhält und eine schnelle Lösung nicht in Sicht ist.
Quellen: US-Außenministerium, UK Government, dpa, AFP