Russland hat die Ukraine in einem Angriffskrieg am 24. Februar überfallen und dort in Städten immer wieder auch zivile Infrastruktur zerstört. Mehr als 7.000 Zivilisten sind bisher nach Angaben der Vereinten Nationen getötet worden. Mit Raketen- und Drohnenangriffen hat Russland zuletzt auch gezielt Energie-Infrastruktur in der Ukraine vernichtet, um das Land in Dunkelheit und Kälte zu stürzen.
Der russische Chefdiplomat bestätigte auch, dass Schukri eine Botschaft von US-Außenminister Antony Blinken zur Ukraine übermittelt habe. Allerdings habe es keine Vorschläge gegeben, sondern nur Forderungen, das Land zu verlassen und die Kampfhandlungen einzustellen. "Russland ist bereit, sich jeden ernsthaften Vorschlag zur Lösung der aktuellen Situation in ihrem allumfassenden Kontext anzuhören", sagte Lawrow. Allerdings habe gerade erst Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg deutlich gemacht, worum es dem Westen eigentlich gehe: um eine Niederlage Russlands.
"Hier ist alles völlig klar, dass es ganz und gar nicht um die Ukraine geht", meinte der Minister. Er warf den USA vor, die Ukraine zu benutzen, um eine Vormachtstellung in der Welt zu behaupten. "Das Kiewer Regime, das keinerlei Selbstständigkeit besitzt, erfüllt den Willen des Souveräns: der USA und des gesamten restlichen Westens, den sich Washington zum Untertan gemacht hat." Russland hatte zuletzt immer wieder betont, sich in der Ukraine im Krieg mit der gesamten westlichen Welt zu sehen. Eine weitere Mobilmachung wies Lawrow als Spekulation des Westens zurück.
Der Kreml raumt allerdings ein, dass seit dem vergangenen Herbst mehrere Tausend Männer zu Unrecht für den Krieg gegen die Ukraine in die Armee eingezogen worden. "Mehr als 9000 Bürger, die unrechtmäßig mobilisiert wurden, wurden zurück nach Hause gebracht - darunter auch diejenigen, die aus gesundheitlichen Gründen auf keinen Fall hätten einberufen werden dürfen", sagte Generalstaatsanwalt Igor Krasnow am Dienstag bei einem Treffen mit Kremlchef Wladimir Putin.
Kritische Beobachter gehen allerdings davon aus, dass bei der im vergangenen September von Putin angeordneten Mobilmachung noch deutlich mehr Menschen gesetzeswidrig rekrutiert wurden - und möglicherweise nie zurückkehrten. Insbesondere in den ersten Wochen wurden vielerorts chaotische Zustände in den Kreiswehrersatzämtern geschildert. Diese hatten landesweit insgesamt 300.000 Männer für die Front einzogen. Auch Generalstaatsanwalt Krasnow attestierte den Militärstrukturen seines Landes nun rückblickend "eine Masse an gravierenden Problemen".
Am Dienstag wurde in sozialen Netzwerken zudem eine Videobotschaft verbreitet, die Ehefrauen und Mütter von mobilisierten Russen an Putin richteten. Die Frauen aus der fernöstlichen Region Primorje beklagen darin unter anderem, dass es ihren Männern an Ausrüstung und Medikamenten fehle. Außerdem gebe es keine Hygieneprodukte, weshalb Läuse und Krätze grassierten.
Der kroatische Präsident Zoran Milanovic kritisierte am Montag die Bemühungen der NATO-Verbündeten, der Ukraine Panzer zur Verfügung zu stellen, und nannte sie "verrückt", als er gegen die westliche Unterstützung für Kiew bei der Abwehr der fast einjährigen Invasion Russlands wetterte. "Ich bin dagegen, tödliche Waffen dorthin zu schicken. Das verlängert den Krieg", sagte Milanovic gegenüber Reportern in der Stadt Petrinja. Was ist das Ziel? Auflösung Russlands, Regierungswechsel? Es ist auch die Rede davon, Russland auseinander zu reißen. Das ist Wahnsinn." Milanovic, Führer des jüngsten Mitgliedsstaates der Europäischen Union, hat wiederholt die Beteiligung des Westens an dem Krieg kritisiert.
Letzte Woche wiederholte er seine Position, dass "Russland mit den Amerikanern über die Ukraine abrechnen wird" und dass der Krieg zwischen Washington und Moskau gelöst werden würde. In seiner Verteidigung, warum Zagreb Kiew keine militärische Hilfe leisten würde, verurteilte Milanovic die Entscheidung Deutschlands, Leopard-2-Panzer zu spenden, und sagte am Montag gegenüber Reportern: "Deutsche Panzer in Russland – viel Glück damit."
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