Warum das Gerüst zusammenbrach, war zunächst völlig unklar. Auf der Plattform hätten auch Baumaterialien gelegen, die mit in die Tiefe stürzten, sagte ein Feuerwehrsprecher. Medienberichte, wonach womöglich eine Überlastung der Plattform zum Zusammenbruch des Gerüstes führte, wollte der Sprecher zunächst nicht kommentieren.
Das Gerüst fiel laut Feuerwehr aus dem achten Obergeschoss ins Untergeschoss. Trümmerteile ragten bis ins zweite Obergeschoss. Die Rettung war kompliziert. Höhenretter und ein Technischer Zug der Freiwilligen Feuerwehr waren über Stunden im Einsatz. Die Schwierigkeit bestand laut Feuerwehr darin, dass die Rettungskräfte viele Gerüstteile sichern und sich zugleich Stockwerk für Stockwerk nach unten vorarbeiten mussten. Der Einsatzleiter beschrieb den Trümmerberg als "Riesen-Mikado" aus Gerüststangen.
Auf der Baustelle arbeiteten regulär etwa 1400 Arbeiter, gestern - wegen des Reformationstages heute in Hamburg ein Brückentag - seien es aber nur gut 700 gewesen, sagte der Feuerwehrsprecher. Nach dem Unglück wurde das Gebäude gesperrt, alle dort Beschäftigten mussten den Bereich verlassen. Zur Betreuung der Einsatzkräfte und Augenzeugen wurden Notfallseelsorger hinzugerufen. Auch ein Kriseninterventionsteam war im Einsatz.
Das Überseequartier ist Teil der Hafencity, die als Europas größtes innerstädtisches Stadtentwicklungsvorhaben gilt. Auf dem 14 Hektar umfassenden Gelände an der Elbe entstehen ein großes Einkaufszentrum mit vielen Geschäften, Gastronomie, Entertainment, Büros, ein Kreuzfahrtterminal, Hotels und mehr als 1000 Wohnungen.
Auf den Baustellen der Hafencity hat es bereits mehrfach schwere Unfälle gegeben. Erst am 2. September waren vier Arbeiter bei einem ähnlichen Unfall an einer Baustelle an den Hamburger Elbbrücken - unweit der Hafencity - teils lebensbedrohlich verletzt worden.