Putin reagierte damit auf Diskussionen in Deutschland, wie mit dem 79 Jahre alten SPD-Politiker umzugehen ist. Schröder steht in der Kritik, weil er sich trotz Moskaus Angriffskrieg gegen die Ukraine zur Freundschaft mit dem Oberbefehlshaber der russischen Streitkräfte bekennt. Putin, der zu DDR-Zeiten in Dresden als Geheimdienstoffizier stationiert war, behauptete auch, dass die Zahl seiner Freunde in Deutschland zunehme.
Der Kremlchef stellte etwa mit Blick auf Deutschlands Verzicht auf russische Gaslieferungen infrage, dass die Bundesregierung heute den Interessen des eigenen Volkes oder etwa den USA diene.
Kremlchef Wladimir Putin hat unterdessen angesichts der hohen Energiepreise in Deutschland erneut Gaslieferungen durch den letzten noch intakten Strang der Ostseepipeline Nord Stream 2 angeboten. Russland sei bereit, durch die Leitung 27 Milliarden Kubikmeter Gas pro Jahr zu pumpen, die Entscheidung liege aber bei Deutschland, sagte Putin beim internationalen Waldai-Diskussionsforum vor Experten aus rund 40 Staaten, darunter Deutschland. Durch Nord Stream 1 waren dem gleichnamigen Unternehmen zufolge 2021 59 Milliarden Kubikmeter durchgepumpt worden.
Zugleich verurteilte Putin einmal mehr die Sprengung der von Russland nach Deutschland verlegten Pipelines als "Akt des internationalen Terrorismus". Der russische Präsident warf den USA wieder vor, hinter den Anschlägen zu stecken. Sie hätten ein Motiv gehabt und stets betont, alles zu tun, um Nord Stream zu stoppen. Ziel der USA sei es, ihr eigenes Gas in Europa zu verkaufen. Die Anschläge sind auch nach mehr als einem Jahr nicht aufgeklärt. Zuletzt hatten Medien berichtet, dass die Spuren in die Ukraine führten.
Zugleich erinnerte Putin daran, dass weiter russisches Gas täglich durch die Ukraine nach Europa geleitet werde. Die Ukraine erhalte von Russland weiterhin Geld für diesen Transit. Nicht nur die Ukraine als Kriegsgegner habe etwas von den Einnahmen, auch Russland erhalte Geld aus dem Verkauf. "Wir haben auch was davon." Die Transitverträge zwischen Moskau und Kiew laufen Ende kommenden Jahres aus.
Russland hatte im vergangenen Jahr selbst die Lieferungen durch Nord Stream 1 eingestellt, um ein Ende der westlichen Sanktionen zu erreichen. Für eine Inbetriebnahme von Nord Stream 2 müssten die Strafmaßnahmen aufgehoben werden. Das ist nicht in Sicht.
Putin äußerte sich auch zur Frage, warum Russland, das sich für seinen Kampf gegen den Nazismus rühme, etwa Vertreter der AfD auf offizieller Ebene in Moskau empfange. Russland unterstütze rechtsextreme oder nazistische Kräfte nicht. Er selbst erwähnte den mutmaßlichen Angriff auf AfD-Co-Chef Tino Chrupalla in Ingolstadt am Mittwoch und meinte, dass solche Übergriffe selbst auf "nazistische Methoden" hindeuteten. Die deutschen Ermittler haben nach eigenen Angaben allerdings weiter keine Erkenntnisse, die auf einen Angriff auf den Politiker hindeuten.