Das Gericht hatte den 60-jährigen Forstwissenschaftler am 11. Oktober lediglich zu einer Rückstufung in der Besoldung verurteilt – er bekommt in den kommenden fünf Jahren rund 2000 Euro weniger im Monat. Damit blieb das Gericht weit unter dem ausdrücklichen Ziel der Georg-August-Universität, ihren Professor, der 2011 auf Lebenszeit berufen wurde, endgültig aus dem Dienst entfernen zu können. Dabei hatte das Gericht aus 44 Vorkommnissen neun Fälle schwerwiegender Verletzung der Dienstpflicht, davon sechs Fälle sexueller Belästigung abgeleitet.
Vom AStA heißt es dazu: "Es ist für uns nicht verständlich, wie das Gericht trotz sechs eindeutig bestätigter Fälle von sexualisierter Belästigung und des eindeutig bevorzugten weiblichen Opfertyps zu dem Schluss kommen konnte, nicht erkennen zu können, dass die Motivation auch sexuell war." Wie von einem Angeklagten, der während des gesamten Prozesses als uneinsichtig beschrieben wurde, Einsicht und Besserung erwartet werden könnten, sei auch fraglich.
Für Betroffene von sexualisierter Gewalt sendeten Urteile wie das des Verwaltungsgerichts ein "verheerendes Signal": "Welches Zeichen will man hier jungen Frauen senden, die es wagen, sich in ein männerdominiertes System hierarchischer Abhängigkeit zu begeben?" Die Georgia Augusta hatte sich am Mittwoch überrascht von dem Urteil gezeigt. Man sei nach wie vor überzeugt, "dass sehr gravierende Verstöße gegen Dienstpflichten eindeutig belegt sind, die eine Entfernung aus dem Amt rechtfertigen", teilte die Hochschule in einer Stellungnahme mit. Man werde daher voraussichtlich Berufung einlegen.
Der Studierendenvertretung reicht das nicht. Die Universität hätte entschlossener handeln müssen, meint der AStA: "Es ist peinlich, dass die Universität, die durch ihr inkonsequentes Verhalten in Form des Verzichts auf eine Abmahnung die Entscheidung des Gerichts in dieser Form ermöglicht hat, sich nun überrascht zeigt." Das Geld, das durch die Gehaltskürzung für den Forstwissenschaftler nun eingespart werde, solle in den Betroffenenschutz und die Prävention sexualisierter Gewalt investiert werden, schlägt die Studierendenvertretung vor.