Am Donnerstag wurde Paris von einem außergewöhnlichen Sicherheitsaufgebot erfasst. Zur Vorbereitung auf die Eröffnungszeremonie der Olympischen Spiele, die am 26. Juli stattfindet, wurde ein umfassender Anti-Terror-Sperrgürtel entlang der Seine errichtet. Dieses neue Sicherheitskonzept führte zu massiver Verwirrung und Unmut unter den Pariser Bürgern und Touristen.
Der Sicherheitsgürtel, der sich kilometerlang entlang des Flusses erstreckt, besteht aus hohen Metallbarrieren, die das Stadtzentrum von der Seine bis zu den großen Pariser Wahrzeichen umgeben. Diese Barrieren sind nur durch spezielle Lücken zugänglich, durch die lediglich Personen mit einem QR-Code-Pass passieren können. Der QR-Code, der digital auf einem Smartphone oder ausgedruckt vorgelegt werden muss, gewährt den Zugang hinter die Sicherheitsabsperrungen.
Emmanuelle Witt, eine 35-jährige Kommunikationsfachkraft, stellte sich der Herausforderung, als sie mit ihrem Fahrrad von der Polizei an der Alma-Brücke gestoppt wurde. "Ich wusste nicht, dass es heute losgeht", sagte Witt, die verzweifelt versuchte, auf ihrem Handy den benötigten QR-Code zu beantragen. Der Prozess zur Beantragung des Codes, der mehrere Tage in Anspruch nehmen kann, sorgte für erhebliche Verzögerungen und Frustration bei denen, die keine Genehmigung vorweisen konnten.
Die Polizei wies diejenigen, die keinen QR-Code vorzeigen konnten, weitestgehend ab. Nassim Bennamou, ein Lieferant, der versuchte, zur Kathedrale Notre-Dame zu gelangen, erlebte die harte Realität der neuen Sicherheitsmaßnahmen. "Sogar das GPS ist verwirrt, ich habe keine Ahnung, wie ich heute zur Arbeit gehen soll", klagte Bennamou. Diese rigorosen Kontrollen führten nicht nur zu Staus und Umleitungen, sondern auch zu erheblichem Unmut unter den Anwohnern und Geschäftsinhabern in der Sperrzone.
Für viele Touristen wurde der Besuch zu einem frustrierenden Erlebnis. Takao Sakamoto, ein 55-jähriger Besucher aus Japan, wurde der Zugang zum Eiffelturm verwehrt. "Wir hatten keine Ahnung, dass wir einen QR-Code brauchen", sagte Sakamoto, der von den Absperrungen und Polizeiautos frustriert war. Seine Erfahrung war nicht einzigartig, da viele Besucher ohne Pass Schwierigkeiten hatten, ihre geplanten Sehenswürdigkeiten zu erreichen.
Trotz der Schwierigkeiten für viele, hatten einige Glück und konnten die außergewöhnliche Ruhe genießen, die die Sicherheitsmaßnahmen mit sich brachten. "Hier ist niemand!", freute sich ein Radfahrer über die leer wirkenden Straßen. Der reduzierte Verkehr ermöglichte es, die normalerweise belebten Boulevards und Uferpromenaden fast menschenleer zu erleben. "Es fühlt sich surreal an", bemerkte Sarah Bartnicka aus Kanada, die einen morgendlichen Lauf auf der Iéna-Brücke genoss.
Die Auswirkungen der Sicherheitszone auf lokale Geschäftsinhaber sind ebenfalls spürbar. Raymond Pignol, Besitzer des Restaurants L'Auberge Café in der Nähe der Pont Neuf, beklagte sich über einen dramatischen Rückgang der Kundenzahl. "Sie haben mich wie einen Gefangenen eingesperrt", sagte Pignol und deutete auf die finanziellen Einbußen hin, die sein Geschäft durch die eingeschränkte Kundenfrequenz erlitt.
Der Sicherheitsgürtel tritt am frühen Donnerstagmorgen in Kraft und wird während der gesamten Eröffnungszeremonie bestehen bleiben. Die meisten Sicherheitsmaßnahmen auf dem Fluss werden nach der Veranstaltung aufgehoben. Die Pariser Polizei hat die Anweisung erhalten, höflich und geduldig mit den Bürgern und Touristen umzugehen, die erstmals mit den neuen Regelungen konfrontiert werden. Nach den ersten 24 Stunden wird jedoch mit strikteren Kontrollen gerechnet, und Beamte werden voraussichtlich rigoroser gegen Personen vorgehen, die keinen QR-Code besitzen.
Die umfassenden Sicherheitsmaßnahmen, die Paris während der Olympischen Eröffnungszeremonie durchdringen, verdeutlichen die hohe Priorität, die der Schutz der Veranstaltung hat. Während die Sicherheitszone notwendige Schutzvorkehrungen bietet, stellt sie gleichzeitig eine erhebliche Herausforderung für die Mobilität und das tägliche Leben in der Stadt dar. Die Balance zwischen Sicherheit und Zugänglichkeit wird in den kommenden Tagen weiterhin eine zentrale Frage sein.