Die Übung ist Teil eines Großmanövers, das die Nato zur Abschreckung Russlands an ihrer Ostflanke abhält. Die rund vier Monate dauernde Übung Steadfast Defender (etwa: "Standhafter Verteidiger") erstreckt sich von Norwegen bis hin in Länder wie Rumänien. Das Verteidigungsbündnis hat dafür rund 90 000 Soldaten mobilisiert.
Ein Hauptziel des Großmanövers ist neben dem Trainingseffekt die Abschreckung. Es gibt zunehmende Warnungen, dass Russland in einigen Jahren bereit sein könnte, den Bündniswillen der Nato auf die Probe zu stellen. Seit dem Vorstoß des französischen Präsidenten Emmanuel Macron, der einen Einsatz von Bodentruppen in der Ukraine nicht ausschließen will, hat die Debatte um die Kriegstüchtigkeit des Bündnisses noch weiter an Fahrt gewonnen.
Polen ist einer der engagiertesten Unterstützer der Ukraine, es hat zudem knapp eine Million Kriegsflüchtlinge aus seinem östlichen Nachbarland aufgenommen. Außerdem dient es als logistische Drehscheibe für die Militärhilfe des Westens. Das EU- und Nato-Mitglied gehört zu den Ländern, die sich wegen ihrer Lage besonders von Russland bedroht fühlen. Viele Polen befürchten, dass ihnen eines Tages ein ähnliches Schicksal drohen könnte wie den Menschen in der Ukraine, die mittlerweile seit mehr als zwei Jahren mit einem russischen Angriffskrieg konfrontiert sind.
Polen hat zuletzt massiv in moderne Waffensysteme investiert und gibt rund vier Prozent seines Bruttoinlandsprodukts für Verteidigung aus. Regierungschef Donald Tusk warnte kürzlich, man müsse die Drohungen von Russlands Präsidenten Wladimir Putin gegen den Westen "todernst" nehmen.
In einem Interview mit dem rechtsgerichteten US-Moderator Tucker Carlson hatte Putin Anfang Februar erklärt, ein Einmarsch Russlands in die Nato-Staaten Polen und Lettland sei "absolut ausgeschlossen" - mit einer Ausnahme. Auf die Frage, ob er sich ein Szenario vorstellen könnte, in dem er russische Truppen nach Polen schicken würde, entgegnete Putin: "Nur in einem Fall: Wenn Polen Russland angreift." Russland habe keine territorialen Interessen in Polen oder Lettland, versicherte er. Gleiches hatte er aber auch vor seinem Angriff auf die Ukraine im Februar 2022 gesagt.