Der Kunstdiebstahl aus Sachsens Schatzkammermuseum am 25. November 2019 gilt als einer der spektakulärsten in Deutschland. Die Täter erbeuteten 21 Schmuckstücke aus Diamanten und Brillanten im Millionenwert und verursachten über eine Million Euro Schaden, indem sie einen Stromkasten sowie ein Fluchtauto in Brand setzten, um Spuren zu verwischen - in der Tiefgarage eines Dresdner Wohnhauses. Seit Ende Januar 2022 müssen sich die Männer zwischen 24 bis 29 Jahren dafür verantworten. Sie stammen aus dem Berliner Remmo-Clan, einer bekannten arabischstämmigen Großfamilie. Dort waren sie bei Razzien gefasst worden. Vier von ihnen hatten vor Gericht zugegeben, an dem Coup beteiligt gewesen zu sein und Reue gezeigt. Einer räumte seine Beteiligung an der Vorbereitung ein. Einer der Angeklagten bestreitet eine Täterschaft und hat ein Alibi: eine Notfall-Behandlung in einer Berliner Klinik in der Tatnacht.
Die Bereitschaft dazu resultierte aus dem "Deal", nachdem sie kurz vor Weihnachten 2022 zurückgaben, was von der Beute noch vorhanden war - 18 teils beschädigte Schmuckstücke. Die Verständigung umfasste neben glaubhaften Geständnissen auch die Befragung vor Gericht. Man habe "keineswegs" bekommen, was man mit dem "Deal" wollte, so die Staatsanwaltschaft. Die Angaben seien "zumindest lückenhaft", nur "die Spitze des Eisberges" und noch viele Fragen offen. Der "Deal" ist umstritten. Es bleibe ein fader Beigeschmack, "wenn man bedenkt, wie viel Schaden die Täter angerichtet und dass sie mindestens mit ihrer Brandstiftung in der Tiefgarage Menschenleben gefährdet haben", sagte der Linke-Fraktionschef im sächsischen Landtag, Rico Gebhardt. Der AfD-Abgeordnete Thomas Kirsten wetterte: "Kriminelle Clans gehen in Sachsen auf Raubzug, liefern im Anschluss brav einen Teil der Beute wieder ab und werden dafür mit Zugeständnissen verhätschelt."
Unter Juristen stieß der Modus der Befragung auf Kritik, ein früherer Richter nannte es eine Farce. "Wie glaubhaft sind Angaben, bei denen jedes Wort zuvor genau mit den Verteidigern abgesprochen wird?" Die Staatsanwaltschaft sieht fünf der sechs Angeklagten als Täter, die gemeinschaftlich mit einem bisher noch Unbekannten "21 Schmuckstücke im Gesamtwert von 116,8 Millionen Euro" aus dem Museum stahlen. Sie forderte deren Verurteilung unter anderem wegen besonders schwerer Brandstiftung. Der 25-Jährige mit dem Alibi soll freigesprochen werden - mangels Beweisen.
Die Verteidigung verlangte für die geständigen Angeklagten wegen deren Hilfe zur Aufklärung Strafmilderung. Aus ihrer Sicht muss zudem beachtet werden, dass mangelnde Sicherheit des Museums die Tatausführung "zumindest begünstigte". Mit dem "Deal" ist dem Gericht ein Strafrahmen zwischen fünf Jahren und neun Monaten und sechs Jahren und neun Monaten für die Erwachsenen vorgegeben - sowie zwischen vier Jahren sowie vier Jahren und neun Monaten für die zur Tatzeit noch 20-jährigen Zwillingsbrüder, wenn Jugendstrafrecht zur Anwendung kommt. Spannend macht den letzten Akt des Prozesses die Frage, ob die Richter einen von ihnen als Mittäter oder nur Helfer im Vorfeld sehen, wie Verteidiger und Verwandte unisono auffällig oft versicherten.
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