Aktivisten hatten nach der traditionellen Trauer von 40 Tagen um zwei hingerichtete Demonstranten zu neuen Protesten aufgerufen. Auslöser der jüngsten Protestwelle in der Islamischen Republik war der Tod einer iranischen Kurdin vor fünf Monaten.
Augenzeugen berichteten über heftige Proteste in den kurdischen Städten Sanandadsch und Ghorweh, wo Demonstranten Barrikaden errichteten und Mülltonnen in Brand steckten.
Sicherheitskräfte reagierten demnach mit Warnschüssen. Mehrere Jugendliche sollen in Polizeiautos gezerrt worden sein.
In anderen Landesteilen zogen wieder viele Frauen durch die Straßen. Auch in Teheran waren Rufe wie "Tod dem Diktator" oder "Frau, Leben, Freiheit" zu hören. Die Proteste beschränkten sich jedoch auf einzelne Viertel der Hauptstadt. Im Zentrum blieb die Lage ruhig.
Die Proteste hatten Mitte September nach dem Tod der iranischen Kurdin Jina Mahsa Amini begonnen. Die 22-Jährige starb in Polizeigewahrsam, nachdem sie wegen Verstoßes gegen die Kopftuchpflicht von den Sittenwächtern festgenommen worden war. Die Proteste stürzten die politische Führung in die schwerste Krise seit Jahrzehnten.
In den vergangenen Wochen hatten die Demonstrationen nach der Hinrichtung von vier Demonstranten zunächst abgenommen. Ihren Protest drücken viele Frauen inzwischen aus, indem sie die Pflicht zum Tragen eines Kopftuchs ignorieren. Präsident Ebrahim Raisi hatte die Proteste jüngst für beendet erklärt.
dp/pcl