Auf dem zweiten Platz landete ein linkes Bündnis um die sozialdemokratische Partei PD mit 24,5 Prozent. Dieses Ergebnis verdeutlicht die tiefe Spaltung in der italienischen Wählerschaft und den deutlichen Rechtsruck im Land.
Giorgia Meloni, die in Rom von jubelnden Anhängern mit "Giorgia"-Sprechchören gefeiert wurde, äußerte sich stolz über das Ergebnis: "Ich bin stolz auf dieses Ergebnis", sagte sie. Sie betonte, dass Italien nun im Kreis der EU und in der Gruppe der sieben Industrienationen (G7) die "stärkste Regierung von allen" habe. Diese Aussage gewinnt an Bedeutung, da die G7-Staats- und Regierungschefs am Donnerstag zu ihrem alljährlichen Gipfel in Italien zusammenkommen.
Meloni, die bei der Wahl als Spitzenkandidatin der Fratelli d'Italia antrat, plant nicht, ins Europaparlament zu wechseln, sondern wird weiterhin als Ministerpräsidentin in Rom tätig sein. Seit Oktober 2022 steht sie an der Spitze einer Koalition aus drei Rechtsparteien. Mit dem jetzigen Ergebnis dürfte ihr Einfluss auf europäischer Ebene erheblich zunehmen, was auch die Frage aufwirft, ob Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen (CDU) ihr Amt behalten kann.
Bei der Europawahl 2019 hatten sich die Fratelli d'Italia, damals noch in der Opposition, mit lediglich 6,4 Prozent der Stimmen begnügen müssen. Das jetzige Ergebnis festigt die Macht der Meloni-Partei als weitaus stärkste Kraft innerhalb der rechten Dreier-Koalition. Die beiden kleineren Partner Forza Italia, gegründet vom inzwischen verstorbenen früheren Regierungschef Silvio Berlusconi, und die Lega von Vize-Ministerpräsident Matteo Salvini erreichten laut Hochrechnungen 9,2 Prozent beziehungsweise 8,5 Prozent.
Auch im Vergleich zur jüngsten Parlamentswahl, bei der die Fratelli d'Italia 26 Prozent der Stimmen erhielten, konnte die Partei ihr Ergebnis verbessern. Meloni wertete dies als Bestätigung für die gute Arbeit ihrer Regierung: "Die Wähler haben uns ihr Vertrauen bestätigt", sagte sie.
Die linkspopulistische Bewegung Cinque Stelle (Fünf Sterne) unter Ex-Ministerpräsident Giuseppe Conte erreichte laut Hochrechnungen 10,5 Prozent. Das links-grüne Bündnis Alleanza Verdi Sinistra kam auf 6,8 Prozent. Diese Ergebnisse spiegeln eine Verschiebung des politischen Spektrums in Italien wider, hin zu einer stärkeren Dominanz der rechten Parteien.
Erstmals bei landesweiten Wahlen in Italien sank die Wahlbeteiligung unter die 50-Prozent-Marke, auf etwa 49,7 Prozent. Insgesamt sind 47 Millionen Italiener wahlberechtigt. Das Land, eines der Gründungsmitglieder der EU, ist im Europaparlament mit 76 Abgeordneten vertreten. Italien war am Sonntagabend das letzte der 27 EU-Mitgliedsländer, in dem die Wahllokale schlossen. Bis um 23.00 Uhr konnten Stimmen abgegeben werden.
Mit diesem spektakulären Sieg festigt Giorgia Meloni ihre Position nicht nur in Italien, sondern auch auf der europäischen Bühne, und signalisiert einen deutlichen Rechtsruck in der italienischen Politik.