Die letzten Soldaten verließen per Flugzeug das Land. Der französische Militärstützpunkt wurde den nigrischen Machthabern übergeben. Der von Frankreichs Präsident Emmanuel Macron im September angekündigte Rückzug erfolgt zu einem Zeitpunkt, an dem andere westliche Partner, unter anderem Deutschland und die USA, noch im Land bleiben.
Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) hatte erst vor wenigen Tagen bei einem Besuch in Niamey das Interesse Deutschlands an einer weiteren Zusammenarbeit bekundet. Deutschland habe seine Militärberater und Spezialkräfte im Niger gelassen, bilde weiter nigrische Soldaten aus und wolle die Arbeit an einem Krankenhausprojekt fortsetzen, sagte Pistorius. Derzeit sind etwa 120 deutsche Soldatinnen und Soldaten im Niger.
Frankreich hatte in den vergangenen Monaten den schwierigen Rückzug aus dem Niger vorbereitet. Ein Teil des Materials musste auf teils gefährlichen Wüstenrouten in den Tschad gebracht werden, da die nigrischen Machthaber die Grenze zu Benin geschlossen hatten. In Niamey kam es zuletzt regelmäßig zu antifranzösischen Demonstrationen.
Der französische Botschafter hatte bereits Ende September das Land verlassen, nachdem die Militärregierung ihn ausgewiesen hatte. Nun wurde die Botschaft komplett geschlossen, die örtlichen Mitarbeiter wurden entlassen und entschädigt. Die Botschaft sei "nicht mehr in der Lage, normal zu funktionieren und ihre Aufgaben zu erfüllen", hieß es aus Diplomatenkreisen.
Es ist ein ungewöhnlicher Schritt, der zeigt, wie schlecht es um die Beziehungen zwischen Frankreich und der nigrischen Militärregierung steht. Frankreich hatte immer wieder betont, dass sie ausschließlich die Autorität des gewählten Präsidenten Mohamed Bazoum anerkenne, der im Juli von den Militärs gestürzt wurde. Zeitweise hatten mehrere westafrikanische Staaten mit einem Militäreinsatz gegen die neuen Machthaber gedroht, dazu war es jedoch nicht gekommen.
Frankreichs Rückzug aus der Region, in der bis zu 5500 französische Soldaten im Einsatz waren, hatte im vergangenen Jahr mit dem Ende der Operation Barkhane in Mali begonnen. Auch dort hatte es Staatsstreiche gegeben, die antifranzösische Stimmung hatte sich verstärkt. Die dortigen Machthaber öffneten zudem den russischen Söldnern der Wagner-Gruppe die Tür. Anschließend wurden die französischen Soldaten aus Burkina Faso abgezogen, ebenfalls nach einem Militärputsch.
Der Niger galt bis zu dem Staatsstreich im Juli als einer der letzten Verbündeten in der Region im Kampf gegen Dschihadisten und Extremismus. Aber die neue Militärregierung in Niamey wandte sich danach ebenfalls verstärkt Russland zu. Anfang Dezember war erstmals eine russische Delegation im Niger, um eine "Stärkung der militärischen Zusammenarbeit" zu vereinbaren.
Die Zukunft der französischen Stützpunkte in Gabun, im Senegal und in der Elfenbeinküste (Côte d'Ivoire) ist derzeit noch ungeklärt. Im Gespräch ist die Gründung von Militärakademien zur Ausbildung örtlicher Soldaten, in denen die Präsenz französischer Soldaten so diskret wie möglich sein soll.