"Die Streitkräfte führen eine aktive Verteidigung an den notwendigen und wesentlichen Fronten durch. An manchen Stellen ist es schwieriger, an anderen einfacher. Aber ich kann sagen, dass die Jungs und der Kommandant souverän auftreten und zuverlässig das verteidigen, was wir im Moment verteidigen müssen – natürlich die Orte, an denen die ukrainischen Streitkräfte durchbrechen wollen."
"Die Hauptaufgabe bestehe darin, feindliche Waffen auszuschalten", fügte er hinzu. Russland kontrolliert nach mehr als 18 Monaten Krieg fast ein Fünftel des ukrainischen Territoriums, musste sich jedoch aus großen Gebieten zurückziehen, die es bei seiner ersten Invasion in der Nähe der Hauptstadt Kiew sowie im Süden und Osten erobert hatte. Die Ukraine startete im Juni eine lang erwartete Gegenoffensive, bei der mehr als ein Dutzend Dörfer zurückerobert wurden, die jedoch durch riesige Minenfelder und stark verschanzte russische Streitkräfte erschwert wurde. Auf die Frage, ob Russland gewinnen würde, antwortete Shoigu: "Wir haben keine anderen Optionen."
Russland hat nach Informationen britischer Geheimdienste Teile einer neuen Armee deutlich früher in die Ukraine verlegt als geplant. "Es ist wahrscheinlich, dass die Einheiten überstürzt eingesetzt wurden, auch weil Russland weiterhin mit einer überlasteten Streitmacht an der Front zu kämpfen hat und die Ukraine ihre Gegenoffensive auf drei verschiedenen Achsen fortsetzt", teilte das britische Verteidigungsministerium am Mittwoch mit.
Noch im August hätten Rekrutierungsanzeigen für die neue russische 25. Armee behauptet, die Truppe werde erst von Dezember an in der Ukraine eingesetzt. Doch seien nun erste Teile "höchstwahrscheinlich" erstmals in die Ukraine entsandt worden und würden im besetzten Gebiet Luhansk im Osten des Landes stationiert, hieß es in London. "Es besteht jedoch auch die realistische Möglichkeit, dass Russland versuchen wird, Teile der 25. Armee zu nutzen, um eine Reservetruppe im Einsatzgebiet aufzufrischen und so den Kommandeuren mehr operative Flexibilität zu ermöglichen", teilte das Ministerium weiter mit.
Der Westen müsse sich auf einen langen Krieg in der Ukraine vorbereiten und sich auch nach dessen Ende mit einem immer feindseliger werdenden Russland auseinandersetzen, sagte der tschechische Militärchef Karel Rehka. Nachdem einige westliche Militärs wochenlang ihre Besorgnis darüber zum Ausdruck gebracht hatten, dass die Sommer-Gegenoffensive der Ukraine zu langsam voranschreite, sagte der Generalstabschef in einem Interview im tschechischen Militärhauptquartier, dass er vom Tempo der Fortschritte nicht frustriert sei. "So sieht eine Militäroffensive aus", sagte er. "Es ist nicht wie ein Film über den Zweiten Weltkrieg. Es braucht Zeit."
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