Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj verfolgt weiterhin diplomatische und militärische Strategien, um den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine zu beenden. Im Rahmen seines sogenannten "Siegesplans" strebt Selenskyj Gespräche mit Russland an, um langfristig eine Friedenslösung zu erreichen. Dies äußerte er vor seiner Abreise in die USA, wo er den Plan zunächst dem amerikanischen Präsidenten Joe Biden und später der Weltöffentlichkeit vorstellen will.
Dieser Plan könnte nach Selenskyjs Ansicht effektivere diplomatische Treffen mit Russland ermöglichen, auch wenn die genauen Inhalte noch nicht veröffentlicht wurden. Ziel sei es, Schritte der strategischen Partner der Ukraine zu initiieren, die zu einem zweiten Friedensgipfel führen könnten, an dem Russland teilnehmen solle. Während eines ersten Gipfels im Juni 2023 in der Schweiz war Russland noch nicht eingeladen worden. Allerdings betonte Selenskyj auch, dass Moskau derzeit wenig Interesse an Friedensverhandlungen zeige und stattdessen den Krieg fortsetzen wolle.
Ein zentrales Thema bei Selenskyjs anstehendem Treffen mit US-Präsident Joe Biden wird erneut die Frage nach Langstreckenwaffen sein. Die Ukraine fordert seit langem von den USA die Lieferung solcher Waffen, um tief im russischen Hinterland militärische Ziele angreifen zu können. Selenskyj betonte, dass die Ukraine diese Waffen dringend benötige, um sich weiter gegen die russischen Angriffe zu verteidigen.
Präsident Biden steht unter Druck, weitere Entscheidungen zu treffen, die die Ukraine bis zu seinem Ausscheiden aus dem Amt stärken könnten. Trotz der massiven Militärhilfen der USA und anderer westlicher Staaten hat Washington bisher keine Genehmigung zur Verwendung von Langstreckenwaffen auf russischem Territorium erteilt. Biden und andere NATO-Staaten befürchten eine Eskalation des Krieges, sollte Russland mit solchen Waffen angegriffen werden. Präsident Putin hat bereits gewarnt, dass der Einsatz dieser Waffen in Russland als direkte Kriegshandlung der NATO betrachtet werden könnte.
Seit Beginn der russischen Invasion im Februar 2022 hat die Ukraine trotz anfänglicher Erfolge zunehmend Schwierigkeiten, die russischen Streitkräfte im Osten des Landes zurückzudrängen. Selenskyj gab an, dass die westlichen Verbündeten ihre militärische Unterstützung im September beschleunigt hätten, um den Vormarsch Russlands zu stoppen. Diese Unterstützung sei entscheidend, da die ukrainische Armee zahlenmäßig und waffentechnisch unterlegen sei. Verzögerungen bei Waffenlieferungen, etwa aufgrund politischer Meinungsverschiedenheiten unter den westlichen Staaten, hatten zuvor immer wieder zu Engpässen geführt.
Kiew ist weiterhin stark auf internationale Unterstützung angewiesen, um sich gegen die massiven russischen Angriffe zu verteidigen. Die westlichen Partner – insbesondere die USA, Großbritannien und EU-Staaten – liefern regelmäßig Waffen und Ausrüstung an die Ukraine, um deren Verteidigungskraft zu stärken.
Bisherige Friedenspläne, darunter auch Vorschläge aus China und Brasilien, waren wenig erfolgreich. Selenskyj hatte den Plan, den Peking und Brasilia im Frühjahr 2023 vorlegten, als zu vage und nebulös abgelehnt. Er forderte konkretere Maßnahmen und Schritte, um den Krieg zu beenden. Beide Länder hatten eine internationale Friedenskonferenz vorgeschlagen, an der sowohl Russland als auch die Ukraine gleichberechtigt teilnehmen sollten. Jedoch steht Peking Moskau weiterhin diplomatisch nahe, was die Glaubwürdigkeit solcher Pläne aus ukrainischer Sicht in Frage stellt.
Die enge Beziehung zwischen China und Russland, die sich seit Beginn des Krieges weiter verstärkt hat, sorgt für Besorgnis im Westen. Zwar behaupten die USA, dass China keine direkten Waffenlieferungen an Russland tätige, es aber Moskau ermögliche, seine heimische Rüstungsproduktion zu steigern.
Neben der Ukraine-Krise gibt es auch geopolitische Entwicklungen in anderen Regionen, die den Konflikt indirekt beeinflussen. So stellte der Iran kürzlich neue ballistische Raketen und eine verbesserte Angriffsdrohne vor. Der Iran wird beschuldigt, Russland mit Waffen für den Krieg gegen die Ukraine zu versorgen, was er jedoch wiederholt bestritten hat. Westliche Staaten, darunter die USA, Großbritannien, Frankreich und Deutschland, haben daraufhin neue Sanktionen gegen den Iran verhängt.
Selenskyj hofft, dass sein "Siegesplan" durch Entscheidungen, die zwischen Oktober und Dezember 2024 getroffen werden, die Ukraine ihrem Ziel näherbringen wird. Eine zentrale Rolle spielen dabei die USA, die als Hauptunterstützer der Ukraine gelten. Das Treffen zwischen Selenskyj und Biden könnte entscheidend sein, um die nächsten Schritte in der Unterstützung der Ukraine festzulegen.
Neben Biden könnte auch Donald Trump eine Rolle in den weiteren Entwicklungen spielen, da Selenskyj plant, ihn Ende September zu treffen. Trump hat wiederholt kritisiert, dass die USA Milliarden Dollar in die Unterstützung der Ukraine investierten, und behauptet, er könne den Krieg innerhalb von 24 Stunden beenden, ohne jedoch konkrete Details zu nennen.
Die Lage in der Ukraine bleibt angespannt, und Selenskyj setzt sowohl auf militärische Unterstützung als auch auf diplomatische Bemühungen, um den Krieg zu beenden. Der "Siegesplan" könnte eine Brücke zu zukünftigen Verhandlungen schlagen, aber der Erfolg hängt von zahlreichen internationalen Akteuren ab – allen voran den USA. Gleichzeitig bleibt die Eskalationsgefahr hoch, insbesondere wenn westliche Langstreckenwaffen zum Einsatz kommen. Die kommenden Wochen und Monate werden entscheidend sein, um zu sehen, ob und wie sich der Konflikt weiterentwickelt.