Experten der Internationalen Atomenergiebehörde reisten eigens in die Ukraine, um die Vorwürfe zu prüfen. Es gab keine Bestätigung für die russischen Behauptungen. Den russischen Angaben zufolge will Kiew in der kommenden Woche zum ersten Jahrestag des am 24. Februar von Putin befohlenen Angriffskriegs Moskau der wahllosen Bombardierung von nuklearen Objekten sowie der radioaktiven Verseuchung der Umwelt beschuldigen. Dafür seien von einem - namentlich nicht genannten - europäischen Staat unter Umgehung der Zollbestimmungen einige Behältnisse mit radioaktiven Stoffen transportiert worden. Das Material solle dann verwendet werden, um eine Verseuchung an radioaktiv gefährlichen Objekten zu inszenieren.
Die Ukraine wirft wiederum Russland immer wieder vor, mit an Kernkraftwerken vorbeifliegenden Raketen eine atomare Katastrophe auslösen zu wollen. Die Führung in Kiew spricht von Terrorismus und Sanktionen auch gegen Moskaus Atomindustrie.
Zwei russische Raketen, die am Samstag abgefeuert wurden, flogen "gefährlich nahe" an ein Kernkraftwerk in der Südukraine heran, teilte die staatliche Stelle, die den Standort betreibt, mit. Energoatom, das die Kernkraftwerke des Landes verwaltet, sagte, dass um 8.25 und 8.27 Uhr Ortszeit zwei Marschflugkörper aufgezeichnet wurden, die am Kernkraftwerk in der Südukraine vorbeiflogen.
Das Werk befindet sich in der Region Mykolajiw, etwa 170 Kilometer nördlich der ukrainischen Schwarzmeerküste. Am frühen Samstag sagten ukrainische Militärbeamte, dass vier Kalibr-Raketen vom Schwarzen Meer abgefeuert und zwei von Luftverteidigungssystemen abgefangen worden seien. "Die Gefahr, den Reaktor mit möglichen Folgen – einer nuklearen Katastrophe – zu treffen, war erneut hoch", sagte Energoatom. "Dies ist ein weiterer Akt des Atomterrorismus der Russischen Föderation, der die Sicherheit der ganzen Welt bedroht."
Das Gremium appellierte auch an die Internationale Atomenergiebehörde, "alle möglichen Maßnahmen zu ergreifen, um den russischen Atomterrorismus zu stoppen" und "eine Flugverbotszone über allen Nuklearanlagen der Ukraine" einzurichten.
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