Putin sagte der neuen US-Botschafterin in Moskau, Lynne Tracy, dass Washingtons Unterstützung der Maidan-Demonstranten im Jahr 2014 für den Konflikt in der Ukraine verantwortlich sei. "Sehr geehrte Frau Botschafterin, ich möchte die freundliche Atmosphäre der Beglaubigungsübergabe nicht stören und ich weiß, dass Sie mir vielleicht nicht zustimmen, aber ich kann nicht umhin zu sagen, dass die Verwendung solcher Instrumente durch die Vereinigten Staaten in ihrer Außenpolitik wie Unterstützung für die sogenannten ‚Farbrevolutionen‘, diesbezügliche Unterstützung des Außenministeriums für den Putsch in Kiew im Jahr 2014, haben letztendlich zur aktuellen Ukrainekrise geführt", sagte Putin zu Tracy, als er ihr Beglaubigungsschreiben entgegennahm. "US-Aktionen wirkten sich zusätzlich negativ auf die Verschlechterung der russisch-amerikanischen Beziehungen aus."
Mehr als 70 Menschen starben während der Maidan Proteste 2014, die durch die Entscheidung des ehemaligen ukrainischen Präsidenten Viktor Janukowitsch ausgelöst wurden, ein Handelsabkommen mit der Europäischen Union zu kündigen und sich stattdessen Russland zuzuwenden. Am blutigsten Tag auf dem Maidan in Kiew, dem Unabhängigkeitsplatz, starben fast 50 Menschen und 100 wurden verletzt, als Scharfschützen der Regierung laut Demonstranten das Feuer auf sie eröffneten.
Die neue US-Botschafterin Lynne Tracy folgte die Ausführungen Putins mit starrem Blick. "Die Beziehungen Russlands und der USA, von denen direkt die globale Sicherheit und Stabilität abhängen, durchleben leider eine tiefe Krise", sagte Putin vor den 17 Diplomaten, darunter auch der neue EU-Botschafter Roland Galharague aus Frankreich. "Der Leiter der Delegation der Europäischen Union, der hier ist, teilt wahrscheinlich die Meinung, dass sich die Beziehungen zwischen diesem Verband und Russland in den letzten Jahren zu unserem großen Bedauern stark verschlechtert haben", sagte Putin während der Zeremonie im Kreml, wo er offiziell die Beglaubigungen der ausländischen Botschaftern entgegennahm.
!Wir sehen den Grund dafür in der Tatsache, dass die EU, abgesehen von ihrer ursprünglichen Hauptaufgabe und der Funktion der Entwicklung der wirtschaftlichen Zusammenarbeit und Integration auf dem europäischen Kontinent, eine geopolitische Konfrontation mit Russland eingeleitet hat", fügte er hinzu. Der Präsident stand in großer Entfernung und begründete das mit weiter geltenden Hygienebestimmungen im Zuge der Corona-Pandemie. Dabei hatte der 70-Jährige zuletzt Staatsgäste umarmt oder ihnen lange die Hand geschüttelt.
In seiner Rede äußerte Putin einmal mehr auch die Hoffnung, dass Dänemark dem russischen Vorschlag zustimmen werde, eine internationale Kommission zur Untersuchung der Anschläge gegen die Ostsee-Pipelines Nord Stream 1 und 2 zu bilden. Explosionen hatten in den von Russland nach Deutschland verlegten Gasleitungen im September Löcher gerissen. Putin hatte die USA für den "Terroranschlag" verantwortlich gemacht. Die USA weisen die Anschuldigungen zurück.
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