Bei "Markus Lanz" versicherte Hubert Aiwanger in der am Donnerstagabend gezeigte Ausgabe, dass zwischen den beiden dennoch kein böses Blut fließe. "Wir wissen uns einzuschätzen. Und wir sind nun mal ein politisches Paar, das eben jetzt in Bayern regiert. Und jeder weiß, wie der andere funktioniert, und jeder braucht den anderen. Es ist jetzt keine Liebesbeziehung, aber es muss funktionieren", sprach Aiwanger offen.
Der Freie-Wähler-Chef sah sich jedoch relativ schnell an den Pranger gestellt, als er nicht nur von Markus Lanz, sondern auch von SZ-Chefreporter Roman Deininger für seine als spalterisch empfundene Rhetorik gerügt wurde. Deininger vermutete dahinter einen Plan, die Wählerschaft in ländlichen Regionen auf seine Seite zu bringen. Hubert Aiwanger wies dies entschieden zurück: "Sie sagen, ich würde nur im Dialektraum funktionieren. Da hätten Sie mich gerne - nur dort. Sie haben Angst, dass ich mich ausweite."
Er wetterte weiter gegen die "Süddeutsche Zeitung" und sagte: "Sie haben ja den Aiwanger seit zehn Jahren als den Schweinebauer aus Niederbayern bezeichnet!" Dies verneinte Deininger entschieden und konterte: "Wenn Sie nicht kritisiert werden wollen, dann ziehen Sie nicht mit Verschwörungstheorien, die unhaltbar sind, durchs Land." Aiwanger hakte überrascht nach: "Wo ist denn die Verschwörung? Ich habe recht gehabt, als ich gesagt habe: Die regieren gegen die Mehrheit und die sollen die Holzheizung in Ruhe lassen und mit der Wärmepumpe funktioniert's nicht."
Aiwanger beteuerte, er habe lediglich das Wohl Deutschlands im Sinn und müsse deshalb umso härter mit der Ampel ins Gericht gehen, "weil sie dieses Land an die Wand fahren - wirtschaftlich und politisch". Markus Lanz merkte daraufhin an, dass die Kritik an der Regierung zwar berechtigt sei, jedoch: "Sie sind nicht irgendwer und Sie kokettieren dann immer damit."
Den Vorwurf wollte sich der Politiker offenbar nicht gefallen lassen, denn er verteidigte sich trotzig: "Ist das jetzt der Benimmkurs hier? Wird das der Benimmkurs, wie der Aiwanger reden darf?" Lanz konterte prompt: "Machen Sie es nicht lächerlich!" Der "Freie Wähler"-Chef blieb jedoch bei seiner Meinung: "Aber Sie kommen mit der Ansage, was der Aiwanger sagen darf (...) oder wie der Aiwanger sich zu verhalten hat."
Seine drastisch zugespitzten Thesen verteidigte Aiwanger weiter mit den Worten: "Der Kittel brennt in Deutschland. Ich glaube, dass die Zeit vorbei ist, wo wir schöne Talk-Runden halten und dann heimgehen und uns alle wieder lieb haben. Das Land geht den Bach runter, wenn wir so weitermachen. Wir müssen die Probleme jetzt endlich mal einer Lösung zuführen."
Journalist Michael Bröcker konterte daraufhin wütend: "Man kann doch kritisieren, ohne verächtlich machen zu müssen oder Häme anzubringen." Dem stimmte auch Markus Lanz zu, der einen kürzlichen Tweet von Aiwanger zeigte, in dem er von "Taugenichtsen" in der Regierung sprach. "An wen denken Sie jetzt konkret?", wollte der ZDF-Moderator wissen. Doch Hubert Aiwanger hielt sich bedeckt, "weil ich dann angezeigt werde vielleicht". Eine Aussage, die Lanz fassungslos machte: "Sie sagen Dinge, von denen Sie befürchten müssen, dass Sie dafür angezeigt werden?"
Ähnlich hitzig ging die Debatte weiter, als es um Aiwangers Flugblatt-Affäre ging. Statt sich zurückzunehmen, kritisierte der Politiker die Vorgehensweise der "Süddeutschen Zeitung" aufs Schärfste und sagte: "Ziel war, mich fertigzumachen." Er unterstellte den Autoren, etwas "zusammengeschrieben" zu haben, was zwar "hinten und vorne nicht gestimmt hat", jedoch trotzdem "zu einer Weltuntergangsstory" aufgebauscht worden sei.
"Das haben Sie sich schön zusammengebastelt alle miteinander, und haben dann eine Flasche Sekt aufgemacht: Jetzt ist Aiwanger fertig", unterstellte der "Freie Wähler"-Chef provokant. "Es gibt viele Missverständnisse über diese Recherche", gab SZ-Chefreporter Roman Deininger zunächst zu. Daraufhin versicherte er jedoch, dass es anhand mehrerer Dutzend Interviews mit Wegbegleitern von Aiwanger keinen Zweifel an den Fakten der Geschichte gegeben habe.
"Die einhellige Mehrheit dieser Befragten hat gesagt, Hubert Aiwanger ist aufgefallen mit rechtsextremem Verhalten. Das war wirklich eine breite und solide Recherche, die man guten Gewissens veröffentlichen konnte", bekräftigte der Journalist. Hubert Aiwanger blieb dennoch der felsenfesten Meinung, dass es sich bei dem Bericht um "Falschbehauptungen" handle: "Das ist wie bei der Hexenverbrennung!"
Deininger wies dies jedoch entschieden zurück und sagte: "Sie bedienen eine Systemskepsis bei den Leuten, die in unserer Zeit brandgefährlich ist. Und Sie tun das, um eigenen politischen Profit in diesem Wahlkampf rauszuschlagen." Ein harter Vorwurf, auf den Aiwanger wütend reagierte: "Erzählen Sie uns doch keinen Scheiß! Natürlich will die 'Süddeutsche' die Grünen an die Regierung bringen und den Bauern Aiwanger seit zehn Jahren weghaben."