Die Fußball-Europameisterschaft 2024 wurde nicht nur durch sportliche Höchstleistungen geprägt, sondern auch durch kontroverse politische Gesten. Ein solches Ereignis war der Torjubel des türkischen Fußballers Merih Demiral während des Achtelfinalspiels gegen Österreich, bei dem er den sogenannten "Wolfsgruß" zeigte. Dieses Handzeichen ist das Erkennungszeichen der Grauen Wölfe, einer als rechtsextrem eingestuften Organisation, die in Deutschland und anderen Ländern wegen ihrer nationalistischen und aggressiven Ideologien umstritten ist.
Der "Wolfsgruß" stellt den Kopf eines Wolfs dar: Zeige- und kleiner Finger bilden die Ohren, Daumen, Mittel- und Ringfinger die Schnauze. Ursprünglich von Alparslan Türkeş, dem Gründer der nationalistischen Bewegungspartei und einer Vorgängerpartei der heutigen AKP in der Türkei, geprägt, steht er für eine radikal nationalistische und islamistische Weltanschauung. Türkeş beschrieb den Gruß als Symbol für die Einheit der Türken, des Islam und der Welt.
Die Geste löste in Deutschland und international heftige Reaktionen aus. Deutsche Politiker, darunter Innenministerin Nancy Faeser, verurteilten die Nutzung der Europameisterschaft als Plattform für extremistische Symbolik. Faeser forderte die UEFA auf, den Vorfall zu untersuchen und mögliche Sanktionen gegen die türkische Mannschaft zu prüfen.
Auch in der Türkei wurde der Vorfall kontrovers diskutiert. Während einige die Geste als Ausdruck nationaler Identität und Stolz verteidigten, warnten andere vor den negativen internationalen Konsequenzen und der Assoziation mit rechts-extremen Ideologien.
Die politische Dimension des Vorfalls führte zu einer Einbestellung des türkischen Botschafters in Deutschland ins Auswärtige Amt in Berlin. Deutschland forderte von der Türkei eine Erklärung der Geste und Maßnahmen, um ihre Verwendung zukünftig zu unterbinden. Diese Entwicklung war Teil einer breiteren diplomatischen Diskussion über Extremismus, Integration und die Rolle des Sports als Plattform für nationale Identität.
Die UEFA leitete eine Untersuchung ein, um festzustellen, ob die Geste von Demiral gegen ihre Regeln verstößt. Bislang hat die UEFA noch keine Entscheidung über mögliche Sanktionen gegen die türkische Nationalmannschaft bekannt gegeben. Diese Untersuchung könnte weitreichende Konsequenzen für Demiral und das türkische Team haben, sowohl sportlich als auch politisch.
Der Vorfall hat eine Debatte über die Grenzen sportlicher Ausdrucksformen, kulturelle Sensibilität und die Bekämpfung von Extremismus in den öffentlichen Diskurs gerückt. Für die Zukunft werden verstärkte Maßnahmen zur Aufklärung und Sensibilisierung für solche Themen sowohl innerhalb der Sportorganisationen als auch in der internationalen Gemeinschaft gefordert, um ähnliche Kontroversen zu vermeiden und die Werte der Integration und Toleranz zu fördern.
Der Vorfall um Merih Demirals "Wolfsgruß" bei der Fußball-EM 2024 hat gezeigt, wie stark Sport und Politik miteinander verflochten sind. Er hat auch deutlich gemacht, dass Symbole und Gesten, die für extremistische Ideologien stehen, in einer multikulturellen Gesellschaft wie Europa sorgfältig betrachtet und gegebenenfalls reguliert werden müssen, um den sozialen Frieden und die gegenseitige Achtung zu wahren.