Die Vorstellung aus dem 19. Jahrhundert, dass "große Männer" – außergewöhnlich talentierte, mutige und charismatische Persönlichkeiten – den Lauf der Geschichte durch ihre Genialität und Persönlichkeit prägen, hält sich hartnäckig. Diese Idee überlebte selbst den Aufstieg egalitärer und marxistischer Theorien und die "Geschichte von unten" der 1960er Jahre.
Thomas Carlyle, ein schottischer Philosoph, sah Persönlichkeiten wie Aristoteles, Julius Cäsar und Napoleon als Helden ihrer Zeit, die die Welt veränderten. Laut Carlyle konnte die Mehrheit der Menschheit nur staunend zusehen, wie diese "Macher der Weltgeschichte" ihre Spuren hinterließen.
Obwohl diese Ansicht an Naivität grenzt, ist sie verführerisch und langlebig. Es gibt auch heute noch Männer, die glauben, sie seien von besonderer Mission getrieben, um als Retter von Völkern und Nationen zu handeln. Sie sind überzeugt, es besser zu wissen als andere, und sind rücksichtslos genug, ihre Ansichten aufzuzwingen.
Doch in der modernen Welt sind diese "großen" Männer oft keine Helden, sondern Antihelden oder gar Schurken. Wie Carlyles Helden besitzen sie Macht, doch sie setzen sie selbstsüchtig und destruktiv ein, und bedienen die schlimmsten Instinkte der Menschen. Die größten Schurken des 20. Jahrhunderts waren Hitler, Stalin und Mao.
Heute haben drei Antihelden der Gegenwart großen Einfluss auf die globale Geschichte: Wladimir Putin, Benjamin Netanjahu und Donald Trump. Ihre übersteigerten Egos, ihr Hang zur Lüge und ihre Kälte machen sie zu Symbolen einer unheroischen Zeit.
Putin führt Kriege und metzelt Zivilisten nieder, wie in der Ukraine, wo seine Kriegsverbrechen Tausende das Leben gekostet haben. Netanjahu hält starr an der Besatzung fest und treibt militärische Aktionen im Westjordanland voran. Trump, der amerikanische Ex-Präsident, versuchte die US-Demokratie zu untergraben und wurde für seinen Putschversuch am 6. Januar 2021 angeklagt.
Diese Antihelden lügen, nutzen korrupte Praktiken und setzen auf Propaganda, um ihre Macht zu festigen. Putin zeigt kalte Berechnung, Netanjahu droht lautstark, und Trump spaltet die Massen mit seinen Tiraden. Sie untergraben universelle Werte und fördern extremistische Nachahmer.
Wie können solche Männer gestoppt werden? Trumps Ansatz ist es, Diktatoren zu beschwichtigen. Netanjahu nimmt Zugeständnisse dankend an und marschiert weiter. Putin kennt nur seinen Krieg, der nicht enden wird, bis er gestoppt wird.
Alle drei haben große, gefährliche Visionen, die sie unnachgiebig verfolgen. Putin sehnt sich nach dem alten Sowjetreich, Netanjahu strebt nach einem Großisrael, und Trump will Amerika auf Kosten anderer wieder groß machen. Ihre Illusionen sind nicht verhandelbar, und ihre Macht endet erst mit ihrer Entfernung aus der Politik.
Der Aufstieg solcher Antihelden wirft die Frage auf: Wer sind die wahren Helden unserer Zeit? Namen wie Nelson Mandela, die iranischen Frauenrechtlerinnen Narges Mohammadi und Shirin Ebadi sowie andere Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens kommen einem in den Sinn.
Es bleibt wichtig, dass die Welt Wege findet, das Zeitalter der Antihelden zu überstehen. Auch diese Figuren werden eines Tages vergehen, so wie die großen Verbrecher der Vergangenheit.