Auf manche Betroffene treffe nur eine der Bedingungen zu, bei anderen könnten es auch alle drei sein, hieß es vom Bundesamt. Als armutsgefährdet gilt, wenn jemand über weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens der Gesamtbevölkerung verfügt. Im vergangenen Jahr lag dieser Wert beispielsweise für Alleinlebende hierzulande bei 1250 Euro netto im Monat. Konkret waren 2022 etwa 12,2 Millionen Menschen (14,7 Prozent) armutsgefährdet. Zum Vergleich: Im Jahr 2021 hatte die Armutsgefährdungsquote 16 Prozent betragen.
Den Daten zufolge waren 5,1 Millionen Menschen (6,1 Prozent) im verganenen Jahr von erheblicher materieller und sozialer Entbehrung betroffen (2021: 4,3 Prozent). "Das bedeutet, dass ihre Lebensbedingungen aufgrund von fehlenden finanziellen Mitteln deutlich eingeschränkt waren", erklärten die Statistiker. So seien sie beispielsweise nicht in der Lage, Rechnungen für Miete oder Hypotheken zu zahlen, eine Woche in den Urlaub zu fahren, abgewohnte Möbel zu ersetzen oder einmal im Monat im Freundeskreis oder mit der Familie etwas essen oder trinken zu gehen. Etwa 9,7 Prozent der Bevölkerung unter 65 Jahren oder 6,1 Millionen Menschen in Deutschland lebten 2022 in einem Haushalt mit sehr niedriger Erwerbsbeteiligung (2021: 9,5 Prozent). "Das heißt, die Haushaltsmitglieder waren insgesamt sehr wenig oder nicht in den Arbeitsmarkt eingebunden", hieß es vom Bundesamt.
Ein kompletter EU-weiter Vergleich war aufgrund mangelnder Daten zunächst nicht möglich, denn nur etwa die Hälfte der Länder hatte bislang Ergebnisse veröffentlicht. Mit Blick auf die vorliegenden Daten waren 2022 in Finnland die wenigsten Menschen anteilig von Armut oder sozialer Ausgrenzung bedroht (16,3 Prozent). Am höchsten war der Anteil dagegen in Bulgarien mit 32,2 Prozent. Im Jahr 2021 hatte Deutschland mit einem Anteil von 21 Prozent knapp unter dem EU-Durchschnitt von 21,7 Prozent gelegen.
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