
Tschentscher war Mitte April mit einer rund 20-köpfigen Delegation zunächst nach Washington gereist und hatte später auch an der Westküste in San Francisco und Los Angeles Station gemacht. In der US-Hauptstadt war er unter anderem mit der ehemaligen Sprecherin des Repräsentantenhauses, Nancy Pelosi, zusammengetroffen. "Kein aktiver US-Politiker aus der ersten Reihe" habe Zeit für den Präsidenten des Bundesrats gefunden, monierte Wiese. "Auch konkrete Ergebnisse gibt es auf unsere Nachfrage nicht." Über Außenwirtschaftspolitik für Hamburg sei gar nicht gesprochen worden. "Was für eine Verschwendung von Steuergeldern, welch eine verpasste Chance für den Wirtschaftsstandort Hamburg."
Auf Wieses Frage nach konkreten Vereinbarungen etwa über geplante Aktivitäten oder Niederlassungen der besuchten Unternehmen in Hamburg hieß es in der Senatsantwort: "Die Deutschland-Aktivitäten der besuchten Unternehmen waren regelmäßig Thema der Gespräche des Bundesratspräsidenten. Verhandlungen oder Vereinbarungen zu einzelnen Geschäftsaktivitäten waren nicht Gegenstand der Delegationsreise." Generell dienten Reisen des Bundesratspräsidenten "der parlamentarischen Diplomatie sowie der Aufnahme neuer und der Pflege bestehender Beziehungen".
Wiese kritisierte, dass sich Tschentscher auf seine nationale Rolle als Bundesratspräsident berufe, während seine Delegation ausschließlich aus Hamburger Unternehmen und Institutionen bestanden habe. "Dieses Messen mit zweierlei Maß" mache Hamburg als Welthafenstadt unglaubwürdig. "Ob mit oder ohne Bundesratspräsidentschaft: Hamburg kann mehr. Statt nutzlose Delegationsreisen zu unternehmen, sollte sich der Bürgermeister vor Ort um die Hamburger Wirtschaft kümmern."
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