Er sei nach Angaben seines Anwalts froh, dass "die Wahrheit ans Licht gebracht werden konnte." Details zu der Höhe des Schadensersatzes nannte Rechtsanwalt Daniel Bäumgärtner am Dienstag nicht: "Wir sind soweit mit dem Abschluss zufrieden und dabei bleibt es auch", erklärte Baumgartner. "Was Besseres hätte uns nicht passieren können." Ofarim hatte im Oktober 2021 in einem Instagram-Video Antisemitismus-Vorwürfe gegen ein Leipziger Hotel erhoben. Darin behauptet der Musiker, dass ein Manager des "Westin"-Hotels ihn antisemitisch beleidigt habe. Der Hotel-Mitarbeiter habe Ofarim aufgefordert, seine Kette mit Davidstern abzunehmen, damit er einchecken könne. Der Musiker erstattete später Anzeige, aber auch der Mitarbeiter wehrte sich und zeigte seinerseits den Musiker wegen Verleumdung an.
Zuvor war der jüdische Sänger in einer Sendung des MDR aufgetreten. Nach der Aufzeichnung der Sendung in Leipzig hatte Ofarim in dem Hotel übernachten wollen. Das Video verbreitete sich stark in den sozialen Netzwerken. Nach Einschätzung der Staatsanwaltschaft Leipzig hatte sich der Vorfall aber nicht so zugetragen. Nach umfangreichen Ermittlungen folgte eine Anklage gegen Ofarim. Das Verfahren gegen den Hotelmanager wurde eingestellt. Das Video habe er nun gelöscht, sagte der Sänger am Dienstag vor Gericht.
Die Ermittlungen gegen den Hotelmitarbeiter waren zwischenzeitlich eingestellt worden. Er trat im Prozess als Nebenkläger auf. Ofarim musste sich seit dem 7. November vor dem Landgericht verantworten. Das Gericht hatte bis zum 7. Dezember zehn Verhandlungstage angesetzt.
Der Zentralrat der Juden verurteilte das Verhalten Ofarims im angeblichen Antisemitismus-Eklat. "Zwei Jahre lang hat Gil Ofarim Mitarbeiter eines Leipziger Hotels des Antisemitismus beschuldigt. Nun hat er gestanden, dass er gelogen hat. Damit hat Gil Ofarim all denen, die tatsächlich von Antisemitismus betroffen sind, großen Schaden zugefügt", teilte der Zentralrat am Dienstag auf X (vormals Twitter) mit. "Er muss in jeder Hinsicht die Konsequenzen für seine Lüge tragen." Ofarim habe neben der Öffentlichkeit auch die jüdische Gemeinde belogen, erklärte der Zentralrat. Es sei richtig, bei einem Antisemitismusvorwurf auf der Seite des Betroffenen zu stehen, ihm beizustehen und die Antisemitismuserfahrung zunächst nicht in Frage zu stellen. Umgekehrt dürfe so ein Vorwurf aber niemals grundlos erhoben werden. "Und das ist hier leider passiert."
Der baden-württembergische Antisemitismusbeauftragte Michael Blume nahm Ofarim nach seinem Geständnis in Schutz. "Es gibt weder eine jüdische Weltverschwörung noch eine Fehlerlosigkeit", sagte er am Dienstag in Stuttgart. Ofarim habe seinen Fehler eingestanden, er habe den Hotelmanager um Entschuldigung gebeten und damit Verantwortung übernommen. "Wir haben den Antisemitismus dann überwunden, wenn wir verstanden haben, dass Jüdinnen und Juden keine schlechteren oder besseren Menschen sind - sondern Menschen wie wir alle", sagte Blume weiter.
Der Leipziger Bundestagsabgeordnete Holger Mann appellierte auf der Plattform X, dass immer alle Seiten zu einem Fall gehört werden sollten. Der Leipziger SPD-Vorsitzende betonte in diesem Zusammenhang auch die Rolle der sozialen Netzwerke.
Die Leipziger SPD-Politikerin Irena Rudolph-Kokot sagte gegenüber der Leipziger Volkszeitung (LVZ), dass der Sänger allen von Antisemitismus Betroffenen "leider keinen Gefallen getan" habe. Grundsätzlich bleibe das Problem des Antisemitismus, vor allem im Bereich rechts und antidemokratisch bestehen. "Die Zahl der Vorfälle ist hoch und die erste Aufgabe der Zivilgesellschaft bleibt es, sich stets gegen jeden Antisemitismus zu positionieren", so die Sozialdemokratin. "Das hat das Aktionsnetzwerk gemeinsam mit vielen anderen Beteiligten getan und würde es auch immer wieder tun. Es wäre schlimm, wenn wir Opfer unter einen Generalverdacht stellen würden."
Wie die LVZ berichtete, hatte Rudolph-Kokot nach dem angeblich antisemitischen Vorfall im "Westin" an einer Demonstration vor dem Gebäude teilgenommen, bei der die Teilnehmenden ihre Solidarität mit Ofarim ausdrückten und sich gegen jede Form von Antisemitismus stellten.