Zuvor hatten die Ermittlungsbehörden bestätigt, dass ein 20 Jahre alter Bekannter der 14-Jährigen unter dringendem Tatverdacht steht, verantwortlich für deren Tod sein. Bei dem Mann wurden neben dem Mobiltelefon der Toten weitere Beweismittel gefunden. Er wurde noch am Freitag einem Haftrichter vorgeführt, der Untersuchungshaft wegen des dringenden Tatverdachts des Mordes anordnete.
Die Menschen in Bad Emstal sind erschüttert über die Tat in dem sonst so beschaulichen Kurort rund 25 Autominuten südwestlich von Kassel. "Es ist schrecklich. Das ganze Dorf ist entsetzt, dass so etwas bei uns passiert", sagt am Freitag eine Spaziergängerin, die namentlich nicht genannt werden möchte. Ihre Tochter besuche eine Parallelklasse des Opfers und habe mit ihr die Grundschule abgeschlossen. Sie sei sehr erleichtert, dass bereits ein Tatverdächtiger ermittelt worden sei, so die Frau. "Sonst müsste meine Tochter weiterhin Angst haben." Bislang habe sie sich in Bad Emstal immer sicher gefühlt. "Es wird jetzt etwas Zeit brauchen, bis der Ort das verarbeitet hat."
Walter Göbel aus dem nahegelegenen Niedenstein (Schwalm-Eder-Kreis) hat von der Tat im Radio gehört. "Da fehlen einem die Worte", sagt er kopfschüttelnd. "Ich möchte gar nicht wissen, was das Opfer durchmachen musste." Auch für denjenigen, der die 14-Jährige leblos gefunden hatte, müsse das Erlebte schrecklich sein. Laut Polizei hatte ein Mann die Leiche beim Holzmachen bei einer Baumgruppe an einem Feldrand außerhalb der Ortschaft entdeckt. "Ich war selbst lange bei der Feuerwehr und einmal an der Suche nach einem vermissten Kind beteiligt", berichtet Göbel. Die sei glücklicherweise gut ausgegangen. "Das war damals eine Erlösung."
Auch der Bürgermeister von Bad Emstal, Stefan Frankfurth (SPD), zeigt sich erschüttert. "Wir sind schockiert über das gestern Abend bei uns in der Gemeinde Geschehene. Es ist ein Ereignis, dass eine Gemeinde wie die unsere schwer erschüttert", teilte er am Freitag mit. Die Anteilnahme der Bevölkerung sei überall zu spüren, die Presse nicht zu übersehen. "Der Familie möchten wir unser tiefes Mitgefühl aussprechen. Es ist unvorstellbar einen solchen Verlust in der Familie zu haben." Frankfurth bat darum, den Angehörigen ihren Raum für Trauer zu lassen und ihnen die angemessene Ruhe zur Verarbeitung der Geschehnisse zu geben.
Schulleitung und Lehrerschaft der Schule, welche die 14-Jährige besucht hatte, kümmerten sich aktuell intensiv um die Schülerinnen und Schüler, die um eine von ihnen trauerten, so Frankfurth weiter. Vor der Schule, deren Hof mit Flatterband abgesperrt ist, sind auf einem Betonsockel Kerzen, Karten, Blumen und Teddys aufgereiht. "Gute Reise" hat jemand auf eine Kerze geschrieben, "Warum???" steht auf einer Karte. Eine weitere letzte Botschaft an die getötete 14-Jährige: "Ruhe in Frieden. Du wirst immer geliebt und niemals vergessen".
Der Fall weckt schlimme Erinnerungen an den gewaltsamen Tod der 14-jährigen Ayleen – erst am Vortag war das Urteil in dem Mordprozess um die Schülerin aus Baden-Württemberg vor dem Landgericht Gießen gefallen. Ein heute 30-jähriger Mann hatte das Mädchen im Juli vergangenen Jahres aus seinem Heimatort nahe Freiburg verschleppt und in Hessen umgebracht. Nach tagelanger Suche entdeckten Ermittler ihre Leiche im Teufelsee im Wetteraukreis.
Der 30-Jährige wurde vom Landgericht Gießen unter anderem wegen Mordes und versuchter Vergewaltigung zu lebenslanger Haft mit Sicherungsverwahrung verurteilt, auch eine besondere Schwere der Schuld wurde festgestellt. Er kannte Ayleen aus dem Internet und hatte sie über Monate massiv mit tausenden Chatnachrichten bedrängt, immer wieder Nacktfotos von der Schülerin gefordert und sie damit erpresst, indem er ihr drohte, ihre Familie zu informieren, sich umzubringen oder ihren Familienmitgliedern etwas anzutun.
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