Die Ukraine verteidige in ihrem Kampf gegen Russland die "Grundprinzipien des internationalen Rechts, die Werte Europas, aber auch die Sicherheitsinteressen der Franzosen", sagte Séjourné. Geplant war auch ein Treffen mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj.
Séjourné, ein enger Vertrauter von Frankreichs Präsident Emmanuel Macron, war am Donnerstag bei einer Regierungsumbildung überraschend zum neuen Außenminister ernannt worden. Er hatte der Ukraine bereits am Freitag bei der Amtsübergabe eine weitere Unterstützung zugesagt. "Der Ukraine zu helfen bedeutet, den Sieg der Demokratie zu garantieren." Zuletzt war Frankreich in die Kritik geraten, weil die französische Unterstützung für die Ukraine geringer ausfällt als die deutsche.
Ukrainischen Medien zufolge ging es bei dem Treffen auch um EU- und Nato-Perspektiven für das von Russland angegriffene Land. Angesichts der derzeit besonders heftigen Angriffe appellierte Kuleba zudem einmal mehr an den Westen, den Export von Gütern nach Russland zu blockieren, die dort für die Waffenproduktion genutzt werden können. "Ich möchte Sie daran erinnern, dass in russischen Raketen, die über die Köpfe der Ukrainer flogen, bereits mehr als einmal zahlreiche Komponenten westlicher Herstellung gefunden wurden" sagte er.
Séjourné sagte, Frankreich wolle sich beim EU-Gipfel Anfang Februar mit aller Kraft dafür einsetzen, dass neue Finanzhilfen für die Ukraine verabschiedet werden. Das Geld sei auch für langfristige Investitionen in die Infrastruktur und für die Energiewende gedacht. Séjourné betonte zudem: "Die Zukunft der Ukraine ist in der Europäischen Union."
Der Besuch kommt zu einem angespannten Zeitpunkt für die Ukraine, die befürchtet, dass die Unterstützung nachlassen könnte, da ihre Verbündeten in Brüssel und Washington Schwierigkeiten haben, die Finanzierung ihrer Verteidigung sicherzustellen. In Brüssel wurde ein EU-Hilfspaket im Wert von 50 Milliarden Euro angekündigt, während der US-Kongress uneinig ist, ob er der Ukraine weitere Hilfe zukommen lassen soll.
Laut einem parlamentarischen Bericht vom November beläuft sich die militärische Unterstützung Frankreichs für die Ukraine auf 3,2 Milliarden Euro. Laut einer Umfrage des Kieler Instituts Ifo vom Dezember gingen die neu zugesagten Hilfen für die Ukraine zwischen August und Oktober 2023 im Vergleich zum gleichen Zeitraum im Jahr 2022 um fast 90 % zurück und erreichten den niedrigsten Stand seit der Invasion Russlands.
Der polnische Premierminister Donald Tusk kündigte unterdessen in den nächsten Tagen einen Besuch in Kiew an. Warschau ist einer der wichtigsten Verbündeten der Ukraine im Krieg gegen Russland, doch die Beziehungen zwischen den beiden Ländern wurden im vergangenen Jahr unter der Herrschaft von Tusks Vorgänger Mateusz Morawiecki angespannt.