So habe aktuell Australien beschlossen, eine unabhängige Kommission zur Untersuchung der Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie einzusetzen. "Das sollten wir uns zum Vorbild nehmen", forderte Vogel, der zugleich Vorsitzender der Deutsch-Pazifischen Parlamentariergruppe ist. "Für alle mit Ausnahme der Kriegsgeneration war dies vermutlich der bisher heftigste Einschnitt in ihren Leben", betonte Vogel. Dabei seien viele Grundrechtseinschränkungen unverhältnismäßig gewesen, wie zum Beispiel der bayerische Verwaltungsgerichtshof und das Bundesverwaltungsgericht mit Blick auf die Ausgangssperren in Bayern festgestellt hätten.
"Folgt man der Diagnose von Wissenschaftlern wie Klaus Hurrelmann, leiden wir als Gesellschaft an einer Art posttraumatischen Belastungsstörung, die auch die aktuelle Zukunftsverunsicherung verstärkt", betonte Vogel. Es müsse jetzt darum gehen, einen gesellschaftlichen Aufarbeitungs- und Lernprozess voranzutreiben.
Auch in Deutschland sei eine Kommission zur Aufarbeitung der Pandemie, der Maßnahmen samt ihrer Freiheits- und Grundrechtseinschränkungen sowie der gesellschaftlichen Folgen nötig. Hierfür eigne sich eine Enquete-Kommission im Bundestag besonders gut. "Deshalb sollten wir zeitnah eine solche einsetzen, um mit ausreichend Vorlauf vor dem Ende der Legislaturperiode mit dieser Aufarbeitung zu beginnen", mahnte Vogel. "Denn das wird unsere Gesellschaft angesichts weiterer Krisen und neuer, dadurch ausgelöster Ohnmachtsgefühle widerstandsfähiger machen", betonte der FDP-Politiker. Vogel forderte die anderen Fraktionen des Bundestags auf, dem Vorschlag der FDP endlich zu folgen.
Die FDP hatte die Forderung erstmals im Frühjahr erhoben. Auch die CDU sprach sich damals für eine Enquete-Kommission aus. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) zeigte sich zumindest offen. Seitdem ist aber nichts passiert. Um eine derartige Kommission einzusetzen, muss ein Viertel der Parlamentarier zustimmen. Sie setzt sich aus Abgeordneten und Sachverständigen zusammen.
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