Der Erdgaspreis in Europa ist am Montag aus Furcht vor einer weiteren Eskalation im Nahen Osten gestiegen. In der Spitze kostete der richtungweisende Terminkontrakt TTF zur Auslieferung in einem Monat an der Börse in Amsterdam 48,1 Euro je Megawattstunde (MWh) und damit über fünf Prozent mehr als am Freitag. Der Preisrückgang der Handelstage zuvor wurde damit getoppt. Getrieben wurden die Preise von der Entführung eines israelischen Frachtschiffs durch die von Iran unterstützten Huthi-Rebellen am Sonntag.
Der Überfall fand im Roten Meer statt, durch das etwa der Großproduzent Katar einen Teil seiner Lieferungen an Flüssiggas in Richtung Europa schickt. Zwar sind die europäischen Erdgaslager sehr gut gefüllt, Europa ist aber grundsätzlich auf einen stetigen Strom an Lieferungen angewiesen.
Der Iran hat eine Verstrickung in die Entführung eines Frachtschiffes durch die jemenitische Rebellen im Roten Meer zurückgewiesen. Widerstandsgruppen der Region träfen Entscheidungen auf Grundlagen ihrer eigenen Interessen, sagte der Sprecher des iranischen Außenministeriums, Nasser Kanaani, bei einer Pressekonferenz am Montag in Teheran. Am Sonntag hatten die vom Iran unterstützten Huthi-Rebellen vor der Küste des Jemens ein Frachtschiff entführt und mehrere Geiseln genommen. Die Huthis teilten daraufhin mit, ein israelisches Schiff aufgrund der Angriffe Israels im Gazastreifen gekapert zu haben.
Israelischen Medien zufolge soll das Frachtschiff von einem Unternehmen betrieben werden, das zum Teil dem britisch-israelischen Geschäftsmann Rami Ungar gehört. Um ein israelisches Schiff handele es sich jedoch nicht. Auch sei kein israelischer Staatsangehöriger an Bord. Das Büro des israelischen Regierungschefs Benjamin Netanjahu machte den Iran direkt für den Angriff verantwortlich und sprach von einem weiteren Akt des iranischen Terrorismus. Teherans Außenamtssprecher wies diese Vorwürfe zurück.
Der Erdgaspreis in Europa liegt gegenwärtig immer noch klar unter dem hohen Niveau, das er im Zuge des russischen Krieges gegen die Ukraine erreicht hatte. Im vergangenen Jahr wurden zeitweise mehr als 300 Euro je Megawattstunde fällig, weil Russland seine Gaslieferungen nach Europa stark gedrosselt hatte. Ersatz musste erst gefunden werden, insbesondere in Lieferungen von Flüssiggas über den Seeweg.