In der vergangenen Wintersaison hätten rund 12.000 Menschen aus Deutschland eine Beschäftigung in Österreichs Hotels und Gaststätten gefunden. Insgesamt seien auf dem Arbeitsmarkt die Deutschen nicht mehr die größte Gruppe. Erstmals seit Jahrzehnten lägen sie mit 123.000 knapp hinter den Ungarn, von denen 126.000 in der Alpenrepublik beschäftigt seien, sagte Kopf.
In Österreich sei der international beklagte Arbeitskräftemangel weniger ausgeprägt, so der AMS-Chef. "Wir hatten in den vergangenen zehn Jahren eine überdurchschnittliche Zuwanderung von insgesamt rund 500.000 Menschen." Zudem steige ab 2024 das Eintrittsalter von Frauen bei der Rente - und zwar schrittweise bis 2033 von aktuell 60 auf dann 65 Jahre wie bei den Männern. Das bringe 20.000 Arbeitskräfte im Jahr, die sonst vom Markt verschwunden wären, sagte Kopf. Diese arbeitsmarktpolitisch sehr willkommene Maßnahme sei auch dem Umstand geschuldet, dass ein vor Jahrzehnten gefasster Beschluss über einen zwingenden Rentenabstand von fünf Jahren zwischen Männern und Frauen jetzt auslaufe.
Obwohl die Arbeitslosenquote in Österreich höher ist als in Deutschland - laut Eurostat lag sie im August in Österreich bei 5,3 Prozent, in Deutschland bei 3 Prozent - und auch hier große regionale Unterschiede bestehen, hält Kopf nicht viel von einer Verschärfung der Zumutbarkeitsregeln zum Beispiel nach deutschem Vorbild. Druck auf Arbeitslose, für einen neuen Job zum Beispiel in eine andere Stadt zu ziehen, hätte kaum Auswirkungen. "Sie können mit Zwang kein Wollen erzeugen." Es sei auch zu fragen, ob die deutschen Arbeitsämter wirklich konsequent einen Umzug einforderten und andernfalls auch wirklich sanktionierten, so Kopf.
Der Konjunkturabschwung in Deutschland hinterlasse auch in Österreich deutliche Spuren, sagte der Arbeitsmarkt-Experte mit Blick auf die hohe Exportquote ins Nachbarland. "Wenn es Deutschland schlecht geht, geht es Österreich nie gut." Allerdings erwarte er keine wirklich substanzielle Belastung des Arbeitsmarkts auf längere Zeit.
Als Trend sei die schleichende Arbeitszeitverkürzung auch in Österreich unübersehbar. So leisteten die aktuell rund vier Millionen Beschäftigten deutlich weniger Arbeitsstunden wie die 3,9 Millionen vor der Corona-Pandemie. "Ursache sind vor allem die Männer, die mehr Zeit für sich und die Familie wollen", sagte Kopf.