
Die Rakete habe offenbar auf die zuvor getroffene "Al Jasrah" gezielt, die ebenfalls unter liberianischer Flagge fuhr, erklärte die Gewährsperson. Eine weitere Rakete habe beide Schiffe verfehlt. Hapag Lloyd erklärte, bei dem Angriff auf die "Al Jasrah" sei kein Besatzungsmitglied verletzt worden. Hapag-Lloyd werde zusätzliche Maßnahmen ergreifen, um die Sicherheit von Crews zu gewährleisten, hieß es weiter.
Bei dem Projektil könnte es sich um eine Drohne oder eine Rakete gehandelt haben. Das private Geheimdienstunternehmen Ambrey erklärte, das Projektil habe Berichten zufolge die Backbordseite des Schiffs getroffen, ein Container sei durch den Aufprall über Bord gegangen. Das Projektil habe ein Feuer auf Deck ausgelöst, was über Funk mitgeteilt worden sei. Die britische Militärbehörde United Kingdom Maritime Trade Operations, die die Schifffahrtswege im Nahen Osten überwacht, bestätigte den Angriff ebenfalls und rief Schiffe in der Region zur Wachsamkeit auf.
Die Bundesregierung verurteilte den Angriff auf den Containerfrachter der deutschen Reederei Hapag-Lloyd und prüft eine US-Bitte um einen Marine-Einsatz. Ein Sprecher des Verteidigungsministeriums sagte am Freitag in Berlin, aus den USA sei vor einigen Tagen eine Anfrage an die Deutsche Marine gestellt wurde, ob sie in der Lage sei, im Roten Meer zu unterstützen, "ohne dass das konkret mit Forderungen hinterlegt war". Er sagte: "Diese Anfrage wird derzeit geprüft und sicherlich auch mit allen notwendigen verantwortlichen Stellen in der Regierung besprochen."
Eine Sprecherin des Auswärtigen Amtes sagte, Pressemeldungen über den Angriff auf die "Al Jasrah" seien bekannt. Eigene Erkenntnisse, die jetzt geteilt werden könnten, lägen nicht vor. "Insgesamt aber kann ich sagen, dass die Bundesregierung den Angriff auf dieses Schiff genauso wie die beinahe ja täglich erfolgenden jüngsten Angriffe auf zivile Handelsschiffe im Roten Meer und in der Meerenge des Al-Mandab verurteilt", sagte sie. Diese seien völlig inakzeptabel und stellten einen massiven Eingriff in die Sicherheit der internationalen Seeschifffahrt dar.
Die Zwischenfälle waren die Jüngsten in einer Reihe von Angriffen im Roten Meer und der strategisch wichtigen Straße von Bab el-Mandeb, die den vom Iran unterstützten Huthi-Rebellen im Jemen zugeschrieben werden. Sie sind Teil der Versuche der Rebellen, im Gaza-Krieg zwischen Israel und der militant-islamistischen Hamas Druck aufzubauen. Die Huthis bekannten sich zunächst nicht zu den Angriffen vom Freitag.
Die Meerenge Bab el-Mandeb ist an ihrer schmalsten Stelle nur 29 Kilometer breit. Fast zehn Prozent des auf dem Seeweg transportierten Öls passiert die Straße, ebenso Handelsgüter im Wert von jährlich schätzungsweise einer Billion Dollar.