Im Film des Autorenteams Julia Friedrichs und Jochen Breyer wird unter anderem über ein Seminar in einem hessischen Nobelhotel berichtet, bei dem Finanzberater von Reichen und Superreichen für 1.500 Euro Teilnahmegebühr pro Tag Tipps und Tricks zur Steuerersparnis lernten.
Im Rahmen der Veranstaltung habe auch eine "hochrangige Rednerin aus dem Finanzministerium" gesprochen, wie das ZDF in einer Pressemitteilung bekannt macht. Die Beamtin sei dort "in nicht dienstlicher Eigenschaft" angekündigt gewesen. Das ZDF-Team konnte sich Zutritt zum Seminar verschaffen und hörte der Leiterin einer Fachabteilung im Bundesfinanzministerium dabei zu, wie sie - laut Aussage des ZDF - "etwa über neue Vorhaben zu Gesetzesänderungen, die Steuervermeidung erschweren könnten", referiert habe. Sie habe anwesenden Teilnehmer jedoch "beruhigt" und von "Werkzeugkästen" gesprochen.
In der Doku erfährt man, dass es in Deutschland mittlerweile 237 Milliardäre gibt, Tendenz steigend. Und anders als man vielleicht vermuten würde, bezahlen Reiche hierzulande auch weniger Steuer als in vielen anderen vergleichbaren Ländern. Die reichsten fünf Familien in Deutschland würden mehr Vermögen besitzen als die ärmere Hälfte der Bevölkerung zusammen, rechnete ein Ökonom des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) im Sommer 2023 vor.
"Kaum ein westliches Industrieland besteuert Vermögen so gering wie Deutschland", sagt DIW-Fachmann Marcel Fratzscher. Die Doku rechnet vor, dass die steuerlichen Belastungen für Reiche seit Mitte der 90-er permanent und dramatisch gesunken sind. Und dass man es mit ein wenig Geschick und auf legalem Weg schaffen könnte, seine steuerlichen Belastungen als Superreicher auf ein Prozent des Verdienstes oder weniger zu drücken.
Und noch eine Recherche der ZDF-Filmemacher lässt aufhorchen. Dazu muss man wissen: In Deutschland gibt es keine amtliche Vermögensstatistik, sondern die Orientierung anhand einer Liste der 500 reichsten Deutschen, die das "Manager Magazin" regelmäßig veröffentlicht. Diese Liste gilt jedoch als lückenhaft, da sich die potenziell zu Nennenden auch gegen eine Nennung zur Wehr setzen können.
Das ZDF hat nun eine eigene Liste recherchiert und unter heute.de veröffentlicht (Artikel: "Milliardäre in Deutschland: Superreiche reicher als vermutet"). Die Kernaussage: Deutschlands Milliardäre besitzen mindestens 500 Milliarden Euro mehr als bisher angenommen.
Auch das Netzwerk Steuergerechtigkeit findet laut ZDF "in seinen Daten mindestens elf Milliardäre, die auf der Reichenliste des 'Manager Magazins' bislang fehlen, auch auf den vorderen Plätzen."
Insgesamt beinhaltet der Film von Julia Friedrichs und Jochen Breyer, deren letzte Gemeinschaftsarbeit "Geheimsache Katar" im Vorfeld der Fußball-WM bereits viel Staub aufwirbelte, wiederum eine Menge investigativen Sprengstoff. Nachfragen an das Bundesfinanzministerium zum Seminar-Auftritt der Beamtin, etwa zur Genehmigung oder zu einem möglichen Honorar, blieben bislang übrigens unbeantwortet, teilte das ZDF am frühen Montagabend mit.