Aus deutschen Delegationskreisen hieß es nach einer Debatte über den Nahostkonflikt in der Runde, es habe "große Einigkeit" gegeben, dass ein Ausbau der humanitären Hilfe für die notleidende palästinensische Zivilbevölkerung im Gazastreifen dringend geboten sei. Baerbock und ihre japanische Kollegin Yoko Kamikawa forderten humanitäre Feuerpausen zur Versorgung der Bevölkerung in dem von Israel abgeriegelten Gebiet.
Kamikawa erklärte nach Angaben des japanischen Außenministeriums, "dass die sofortige Freilassung der Geiseln und die Verbesserung der humanitären Lage im Gazastreifen oberste Priorität haben und wir die betreffenden Länder auffordern müssen, humanitäre Pausen einzulegen und den Zugang für humanitäre Hilfe zu gewährleisten". Japan sei bereit, weitere humanitäre Hilfe für Gaza über rund 65 Millionen Dollar (61 Millionen Euro) zu leisten. Der G7-Gastgeber hatte bereits eine Soforthilfe von zehn Millionen US-Dollar beschlossen.
Aus der deutschen Delegation hieß es, die G7 wollten ihre Bemühungen um die Freilassung der von Israel nach Gaza verschleppten Geiseln eng koordinieren. Unter den Geiseln sind auch deutsche Staatsangehörige. Alle Teilnehmer hätten Israels Recht auf Selbstverteidigung im Rahmen des humanitären Völkerrechts betont. Konsens habe bestanden, dass ein regionaler Flächenbrand verhindert und schon jetzt Überlegungen für "den Tag danach" innerhalb der G7 sowie mit Israel und den Ländern der Region koordiniert werden müssten.
Gemeinsame Sorge gebe es vor einer Zunahme der Spannungen im Westjordanland, auch durch zunehmende Siedlergewalt, hieß es aus den deutschen Delegationskreisen. In der Diskussion sei zudem die deutlich wahrnehmbare Sorge über die Zunahme antisemitischer Vorfälle auch in den G7-Ländern spürbar gewesen. US-Außenminister Antony Blinken habe seine Kollegen über die Ergebnisse seiner jüngsten Nahostreise unterrichtet.
Baerbock schrieb auf der Plattform X: "Die Bilder aus #Gaza lassen niemanden los." Sie ergänzte: "Deswegen werbe ich so sehr für humanitäre Feuerpausen." Sie habe "unzählige Gespräche geführt und mit allen Partnern darüber gesprochen, wie wir humanitäre Feuerpausen zeitlich als auch geographisch endlich auf den Weg bringen können". Sie fügte an: "Es muss jetzt konkret werden." Die Menschen in Gaza brauchten Wasser, Brot und medizinische Versorgung. Die Schwerstverletzten müssten endlich behandelt werden.
Am Mittwoch berieten Baerbock und ihre Kolleginnen und Kollegen unter anderem über die Lage in der Ukraine. Hinter verschlossenen Türen sollte es auch um eine koordinierte Unterstützung durch einen "Winter-Schutzschirm" gehen, hatte Baerbock angekündigt. Auch der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba sollte per Video zu den Beratungen hinzugeschaltet werden.
In einer zweiten Arbeitssitzung befassten sich die G7-Minister mit der Lage im Indopazifik. Baerbock hatte in diesem Zusammenhang schon vor dem Treffen gesagt, man habe seit dem Angriff Russlands auf die Ukraine "schmerzvoll gelernt, wie aus aggressiver Rhetorik oder Fantasielandkarten gefährliche Realität werden kann".
Die Drohungen Chinas gegen den Inselstaat Taiwan erwähnte sie nicht ausdrücklich, betonte aber: "Wir müssen heute gemeinsam dafür arbeiten, dass keine neuen Kriegsschauplätze entstehen, deren Schockwellen uns alle erschüttern würden."