Bei der Volksbefragung, die unter dem Motto "Voice to Parliament" steht, geht es um eine Verfassungsänderung, durch die die australischen Ureinwohner in Zukunft eine Stimme im Parlament erhalten würden. Ein Gremium von Aborigines würde dann die Regierung beraten, wenn es um Fragen geht, die die indigenen Australier betreffen. Die Mitglieder sollen von Vertretern der Ureinwohner benannt werden und nicht von der Regierung.
Von den annähernd 26 Millionen Australierinnen und Australiern sind fast eine Million Aborigines und Torres-Strait-Insulaner - so der Name der indigenen Bevölkerung der gleichnamigen Inseln. Das Land ist bei der Frage zu dem Referendum aber sehr gespalten. Für eine Verfassungsänderung ist zudem eine "doppelte" Mehrheit nötig: Nicht nur auf nationaler Ebene müssen mehr Ja- als Nein-Stimmen erzielt werden - auch eine Mehrheit der sechs Bundesstaaten und Territorien muss sich dafür aussprechen, also mindestens vier.
Von großen Teilen der weißen Mehrheit werden die Indigenen nach wie vor ausgegrenzt, viele leben am Rand der Gesellschaft. Die Ureinwohner, die das Land schon seit Zehntausenden Jahren besiedeln, werden in der 1901 verabschiedeten Verfassung des Landes gar nicht erwähnt. Erst 1967 wurden ihnen überhaupt Bürgerrechte eingeräumt.
Nach der Ankunft der First Fleet (ersten Flotte) in Sydney Cove 1788 und der darauffolgenden Kolonisierung wurden viele Jahrzehnte lang Aborigine-Kinder ihren Eltern entrissen. Sie mussten in Heimen oder bei weißen Familien aufwachsen. Die Betroffenen werden in Australien als "gestohlene Generation" bezeichnet. Für das Leid der Ureinwohner gab es erst 2008 eine offizielle Entschuldigung durch den damaligen Premier Kevin Rudd.
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