Scholz gab das Ziel aus, zusammen mit Verbündeten "rasch" zwei Panzerbataillone aufzustellen, für die in der Ukraine 62 Panzer benötigt werden. Für das Bataillon, für das Deutschland die Federführung übernahm, hat bisher nur Portugal drei Leopard 2A6 zugesagt. Das bedeutet: 14 Panzer fehlen noch. "Da werden wir die Bataillonsstärke nicht erreichen", räumte Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) erst Mitte der Woche ein.
Baerbock sagte nun mit Blick auf Leopard-Lieferungen der Partner, man müsse gemeinsam dafür sorgen, "dass es genug sind, die dann auch Wirkung erzielen, nämlich dass Dörfer beschützt werden können, dass Menschen verteidigt werden können". Einzelne Staaten hätten dies bereits zugesagt. "Aber ja, wir brauchen noch weitere andere Staaten, die sich daran beteiligen, damit es dann auch wirklich Menschenleben retten kann", sagte die Ministerin. Man habe im vergangenen Jahr gelernt, dass Waffensysteme nicht einfach miteinander kompatibel seien, begründete Baerbock ihren Appell. Vielmehr sei es wichtig, dass sich diese dann auch ergänzen könnten.
In der Debatte über eine möglichst schnelle Lieferung vieler Leopard-Kampfpanzer an die Ukraine hat sich Finnlands Präsident Sauli Niinistö zurückhaltend geäußert. Finnland sei das einzige Land mit Leopard-Panzern, das nicht der Nato angehöre, und es habe eine sehr lange Grenze mit Russland, sagte Niinistö am Freitagabend in den ARD-"Tagesthemen". "Das heißt, unser Beitrag kann zahlenmäßig nicht sehr groß sein."
Finnland unterstütze die Ukraine weiter in ihrem Abwehrkampf gegen die russische Invasion, sagte er. Doch sage man nie genau, was man ihr gebe. "Wir wollen nicht, dass unser Nachbar liest, was wir haben und was wir nicht mehr haben." Weiter sagte Niinistö, er erwarte eine baldige Aufnahme Finnlands und Schwedens in die Nato. "Ich sehe das sehr optimistisch und glaube, wir sind beide vor dem Gipfel in Vilnius Mitglieder." In der litauischen Hauptstadt tagt im Juli der Nato-Gipfel. Der Präsident sagte, es liege nun in türkischer Hand, Entscheidungen zu treffen. Die Türkei, die den Beitritt blockiere, habe ein eigenes Verständnis in dieser Angelegenheit. "Wir wissen nicht genau, worin das besteht", fügte er an.
US-Außenminister Antony Blinken hat Deutschland für die "enge Zusammenarbeit und starke Unterstützung" für die Ukraine in deren Kampf gegen den russischen Angriffskrieg gedankt.
Der britische Premierminister Rishi Sunak will auf der Münchner Sicherheitskonferenz für verstärkte Hilfen für die Ukraine werben. Es gehe nicht nur um einen Sieg der Ukraine im Abwehrkampf gegen Russland, sondern auch darum, den Frieden zu gewinnen, werde Sunak in seiner Rede sagen, kündigte Downing Street in der Nacht zum Samstag an. Dafür sei eine Stärkung des Völkerrechts nötig. Sunak wolle sich zudem für eine neue Nato-Charta einsetzen, um die Ukraine vor einer künftigen russischen Aggression zu schützen - und ihr die Unterstützung zuzusichern, die sie langfristig brauche.
"Was in diesem Krieg auf dem Spiel steht, ist größer als die Sicherheit und Souveränität einer Nation", werde Sunak nach Angaben aus dessen Regierungssitz sagen. "Es geht um die Sicherheit und Souveränität jeder Nation." Der russische Angriff vor knapp einem Jahr sowie Moskaus "abscheuliche Kriegsverbrechen und seine unverantwortliche nukleare Rhetorik" seien eine umfassende Bedrohung für alles, "woran wir glauben", zitierte Downing Street weiter aus dem Redemanuskript. Kremlchef Wladimir Putin habe darauf gesetzt, dass die Unterstützung für die Ukraine nachlassen werde. "Aber wir haben ihm damals das Gegenteil bewiesen und wir werden ihm jetzt das Gegenteil beweisen", so Sunak.
Großbritannien ist einer der wichtigsten Waffenlieferanten der Ukraine und hat bisher 10 000 ukrainische Soldaten ausgebildet.
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