Das EM-Finale 2022 zwischen England und Deutschland (2:1) sei das am meisten geschaute TV-Sportereignis des Jahres gewesen. "Da sind wir auch wieder im ökonomischen Bereich", meinte Baerbock. Sie hoffe, "dass wir das in unseren Sendern gucken können, um die Leidenschaft derer, die Interesse haben, weiter befördern zu können", meinte die 42-Jährige. 17,952 Millionen Zuschauer sahen im Sommer 2022 die Live-Übertragung aus dem Londoner Wembleystadion im deutschen TV.
Gut elf Wochen vor Beginn der WM in Australien und Neuseeland vom 20. Juli bis 20. August ist auch in Deutschland noch unklar, wer das Turnier im Fernsehen übertragen wird. FIFA-Präsident Gianni Infantino hatte zu Wochenbeginn angesichts der stockenden Verhandlungen davor gewarnt, dass die Spiele auch in Deutschland nicht im TV zu sehen sein könnten.
Dieses Szenario gilt es nach Meinung von DFB-Präsident Bernd Neuendorf, unbedingt zu verhindern. "Der Blackout darf nicht kommen. Das wäre ein Rückschritt in Deutschland und weltweit", meinte der DFB-Chef, der seit vergangenem Monat auch Mitglied des FIFA-Councils ist. Man könne nur an die Vernunft alle Beteiligten appellieren, meinte Neuendorf.
ARD-Sportkoordinator Axel Balkausky hatte zuletzt Mitte April in einem Interview der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" geäußert, ARD und ZDF hätten "im Rahmen dieser Ausschreibung ein marktgerechtes Angebot platziert. Dass die FIFA offenbar derzeit sowohl in Deutschland als auch in anderen großen europäischen Märkten die Rechte dennoch nicht vergeben möchte, können wir für den Moment nur zur Kenntnis nehmen". Bei dem Turnier treffen die deutschen Vize-Europameisterinnen von Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg in der Vorrunde auf Marokko, Kolumbien und Südkorea.
Baerbock hat nach den Erfahrungen bei der Fußball-WM in Katar vor einer politischen Überforderung von Athleten gewarnt. "Es sind vor allem Sportlerinnen und Sportler. Sie sollten nicht für die Fehler von Verbänden bezahlen", sagte die Spitzenpolitikerin am Mittwochabend beim WM-Kick-Off des Auswärtigen Amtes für die Fußball-WM der Frauen in diesem Sommer in Australien und Neuseeland. Bei der Männer-WM in Katar hatten diverse gesellschaftliche Debatten wie um die Menschenrechte im Gastgeberland und die "One Love"-Kapitänsbinde für viel Aufregung gesorgt.
Baerbock fühlte mit den Nationalspielern mit, die von ihrer Kernaufgabe abgelenkt wurden. "Da schlägt das Herz meiner Jugend in mir", sagte die ehemalige Leistungssportlerin im Trampolinturnen. Man müsse verstehen, was es bedeute, wenn man für ein Ereignis "jahrelang trainiert" und wisse, dass man womöglich beim nächsten Mal "nicht mehr im Kader" sei.
Baerbock lobte gleichzeitig den Deutschen Fußball-Bund für dessen Prinzipien bei gesellschaftlichen Themen. Mit Blick auf die anstehende WM-Vergabe für 2030 müssten Kriterien festgelegt werden, exemplarisch nannte sie freien Medienzugang und das Thema Stadionbau. Letzteres war in Katar massiv kritisiert worden. "Das ist die Aufgabe von Politik und Verbänden", machte die Außenministerin deutlich.
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